Deutschland
hat nicht wirklich eine starke Binnenwirtschaft, schreibt Wolfgang Münchau in seiner Kolumne („Germany’s weak point is ist reliance on exports“) in FT. Die Vollbeschäftigung ist mehr
oder weniger auf einen riesigen Handelsbilanzüberschuss zurückzuführen.
Dennoch
erlebt die deutsche Wirtschaft, auch wenn Realzinsen negativ sind, keinen
prasselnden Boom, bemerkt Paul Krugman dazu zustimmend und
liefert die folgende Abbildung.
Ohne
den Überschuss im Aussenhandel würde die deutsche Wirtschaft heute ganz
eindeutig in einer langanhaltenden Stagnation (secular stagnation) stecken,
unterstreicht Münchau weiter.
Deutschlands
Handelsbilanzüberschuss im Verhältnis zum BIP, Graph: Prof. Paul Krugman
Die
Idee, das deutsche Wirtschaftsmodell (einseitig export-getriebenes
Wirtschaftswachstum mit Sozialabbau und Lohnkürzungen im Inland) als Vorbild für
den Rest der Eurozone zu empfehlen, ist aus zumindest rein arithmetischen
Gründen nicht realistisch: Nicht alle Länder können gleichzeitig gigantische Überschüsse
im Aussenhandel erzielen.
Wenn
in schlechten Zeiten alle gleichzeitig sparen, bricht die Wirtschaft zusammen (paradox of thrift), weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt und das
Wirtschaftswachstum sich verringert.
Hans-Werner Sinn hat neulich in einem wunderlichen
Artikel in FT die Meinung vertreten, dass die EU-Peripherie mittels Deflation ihre Wettbewerbsfähigkeit
erhöhen soll.
igentlich
würde es nahe liegen, Deutschland zu raten, etwas mehr Inflation zuzulassen.
Schliesslich hat Deutschland in den ersten 10 Jahren nach der Einführung der
Gemeinschaftswährung die von der EZB vorgegebene Zielinflationsrate
kontinuierlich unterboten, um sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Rest
im Euro-Raum zu verschaffen.
Andererseits
ist es ein Fakt, dass die Haushaltsdefizite in Südeuropa (z.B. in Italien und
Spanien) seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 erheblich zurückgegangen sind,
während an den deutschen hohen Exportüberschüssen nichts geändert hat. Das hat
zur Folge, dass die Wirtschaft nicht wachsen kann, während die hohe
Arbeitslosigkeit anhält.
Es
ist die von Berlin und Brüssel befürwortete Austeritätspolitik, die für
deflationäre Tendenzen im Euro-Raum verantwortlich ist. Deutschland müsste also
die Binnenkonjunktur stärken, und zwar mit Lohnwachstum.
Fazit: Was Münchau m.a.W. sagt, ist, dass
das deutsche Wirtschaftswachstum bisher auf Kosten des Auslands ging. Während
in Deutschland die öffentliche Hand die Ausgaben kürzt, Unternehmen nicht
investieren und private Haushalte Gürtel enger schnallen, verschuldet sich das
Ausland, nämlich die EU-Peripherie, um deutsche Waren zu beziehen. Dieses
Wirtschaftsmodell ist aber gescheitert.
Dass
Deutschland die anderen Länder sonst weiter an die Wand drückt, hat Heiner Flassbeck in einem Interview mit
dem Handelsblatt vor nicht allzu langer
Zeit allgemein verständlich dargelegt.
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