Donnerstag, 23. Oktober 2014

Eurozone und PLOG

Die gegenwärtige wirtschaftliche Situation in der Eurozone (seit 2008) lässt sich kurz auch als PLOG beschreiben: prolonged large output gap, d.h. eine lang anhaltend grosse Produktionslücke.

In einer Depression steuert die Wirtschaft unter der Kapazität. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist mangelhaft. Das heisst, dass die Nachfrage weniger als das Angebot ist. Kapazitäten sind also unterausgelastet. Das ist eine Situation, wo die konventionelle Wirtschaftspolitik versagt, Vollbeschäftigung wiederherzustellen. 

Es ist also die Nachfrage, nicht die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft (productive capacity), die auf Output lastet.

Die Analyse der Depression in den 1930er Jahren legt  unmittelbar nahe, dass hierbei ein Konjunkturprogramm  (fiscal stimulus) notwendig ist. Steckt die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle, greift die konventionelle Geldpolitik zu kurz. Die Zinsen können nämlich nicht unter null gesenkt werden (zero lower bound).

Die Niedriginflation hält aber in der Eurozone an. Da die EZB ihre Ziel-Inflationsrate verfehlt, sind die Inflationserwartungen nicht mehr verankert. Die Preisstabilität ist also nicht gewährleistet.



Netto-Investitionen der öffentlichen Hand in Europa im Verhältnis zum BIP, Graph: Simon Tilford, CER in: The eurozone’s German problem“, Oct 20, 2014

Der seit geraumer Zeit auf der Tagesordnung stehende Entscheid der EZB, Staatsanleihen zu kaufen oder zu verkaufen, wird i.d.R. durch die Notwendigkeit bestimmt, die Ziel-Inflationsrate wiederherzustellen.

Es ist daher irrelevant, ob die Geldschöpfung durch den Kauf von Staatsanleihen oder durch die Finanzierung von Steuersenkungen geschieht.

Wie viel Geld in der Eurozone langfristig geschöpft werden soll, hat damit zu tun, wie es der EZB gelingt, die Zielinflationsrate einzuhalten. Bei anhaltender Unterbietung des Zielwertes hingegen drohen der Eurozone Jahrzehnte einer wirtschaftlichen Schwäche wie Japan es in den 1990er Jahren erfahren hat.

Während die EZB im Grunde genommen die Zielinflationsrate von 2%, wie Olivier Blanchard, IWF vorschlägt, auf 4% heraufsetzen sollte, um den geldpolitischen Spielraum zu erweitern, ist sie nicht einmal fähig, die Deflationsgefahr zu bannen.

Fazit: Eine Depression ist ein Fall für deficit spending, d.h. die Ausgabe von Haushaltsmitteln, um die Konjunktur zu stimulieren. In Zeiten von Depressionen gelten andere ökonomische Regeln. Das ist zumindest eine Lehre aus den 1930er Jahren.


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