Die gegenwärtige wirtschaftliche Situation
in der Eurozone (seit 2008) lässt sich kurz auch als PLOG beschreiben: prolonged large output gap, d.h. eine lang anhaltend grosse Produktionslücke.
In einer Depression steuert die Wirtschaft unter der Kapazität. Die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist mangelhaft. Das heisst, dass die Nachfrage
weniger als das Angebot ist. Kapazitäten sind also unterausgelastet. Das ist
eine Situation, wo die konventionelle Wirtschaftspolitik versagt, Vollbeschäftigung
wiederherzustellen.
Es ist also die Nachfrage,
nicht die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft (productive capacity), die auf Output lastet.
Die Analyse der Depression in den
1930er Jahren legt unmittelbar nahe,
dass hierbei ein Konjunkturprogramm (fiscal stimulus) notwendig ist. Steckt
die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle, greift die konventionelle Geldpolitik zu kurz. Die Zinsen
können nämlich nicht unter null gesenkt werden (zero lower bound).
Die Niedriginflation hält aber in
der Eurozone an. Da die EZB ihre Ziel-Inflationsrate verfehlt, sind die
Inflationserwartungen nicht mehr verankert. Die Preisstabilität ist also nicht
gewährleistet.
Netto-Investitionen der
öffentlichen Hand in Europa im Verhältnis zum BIP, Graph: Simon Tilford, CER in: The eurozone’s German problem“, Oct 20, 2014
Der seit geraumer Zeit auf der
Tagesordnung stehende Entscheid der EZB, Staatsanleihen zu kaufen oder zu
verkaufen, wird i.d.R. durch die Notwendigkeit bestimmt, die Ziel-Inflationsrate wiederherzustellen.
Es ist daher irrelevant, ob die Geldschöpfung durch den Kauf von Staatsanleihen oder durch
die Finanzierung von Steuersenkungen geschieht.
Wie viel Geld in der Eurozone langfristig
geschöpft werden soll, hat damit zu tun, wie es der EZB gelingt, die Zielinflationsrate
einzuhalten. Bei anhaltender Unterbietung des Zielwertes hingegen drohen der
Eurozone Jahrzehnte einer wirtschaftlichen Schwäche wie Japan es in den 1990er
Jahren erfahren hat.
Während die EZB im Grunde
genommen die Zielinflationsrate von 2%, wie Olivier Blanchard, IWF vorschlägt, auf 4% heraufsetzen sollte, um den
geldpolitischen Spielraum zu erweitern, ist sie nicht einmal fähig, die
Deflationsgefahr zu bannen.
Fazit: Eine Depression ist
ein Fall für deficit spending, d.h.
die Ausgabe von Haushaltsmitteln, um die Konjunktur zu stimulieren. In Zeiten
von Depressionen gelten andere ökonomische Regeln. Das ist zumindest eine Lehre
aus den 1930er Jahren.
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