Die jährliche Inflation im Euro-Raum ist auf 0,3% gesunken, wie eurostat heute mitgeteilt hat. Dies ist die niedrigste jährliche Inflationsrate
seit Oktober 2009. Im September 2013 hatte sie noch 1,1% betragen.
Die Frage, warum die Inflation
fällt, ist berechtigt. Schliesslich liegt die Bankenkrise sechs Jahre zurück.
Und warum verharrt die
Arbeitslosigkeit auf sehr hohem Niveau? Die naheliegende Antwort ist Austerität (fiscal austerity).
Landet die Wirtschaft auf der
Nullzinsgrenze (zero lower bound),
ist expansive Fiskalpolitik notwendig. Denn wenn die Wirtschaft in einer
Liquiditätsfalle steckt bzw. Depression vorherrscht, bedarf es zur Wiederbelebung
der Konjunktur der Ausgabe von öffentlichen Haushaltsmitteln. Denn die
(herkömmliche) Geldpolitik verliert bei Zinsen nahe null an Wirksamkeit. Die
Notenbank kann die Zinsen nicht unter null senken.
Die europäischen Staats- und
Regierungschefs wollen aber weder QE-Politik (sprich unkonventionelle
Geldpolitik) noch fiskalpolitischen Stimulus. Was wollen sie aber? Sie wollen
die Schuldnerländer im Euro-Raum bestrafen, nach dem Motto: Wer Schulden hat,
ist Schuld.
Inflation im Euro-Raum, Graph: eurostat
Es ist daher nicht übertrieben,
zu sagen, dass die europäische Austeritätspolitik weniger auf
Wirtschaftsanalyse als vielmehr auf Deutschlands moralischer Empörung über die
Vorstellung beruht, dass die unverantwortlichen Kreditnehmer mit der vollen
Konsequenz ihrer Handlungen sonst nicht konfrontiert würden, wie Paul Krugman in seiner lesenswerten
Kolumne („Revenge of the Unforgiven“)
in NYTimes beschreibt.
Das heisst, dass daher weder
Abschreibung noch Erlass der Schulden in Frage kommt. Was sagt aber die
historische Erfahrung dazu? Ist ein Fall bekannt, wo es gelungen ist, durch strikte
Haushaltskonsolidierung eine schwere Schuldenkrise zu überwältigen? Nein.
Grossbritannien hat es nach dem Ersten Weltkrieg versucht. London ist aber
gescheitert, Schulden mit Haushaltsüberschuss abzutragen.
Was heute passiert, ist, dass die
reale Last der Schulden steigt, angesichts der fallenden Inflation, was die Erholung
der Wirtschaft erschwert und den Euro-Raum darüber hinaus in eine weitere
Rezession schickt, wenn nichts dagegen unternommen wird.
Wenn in schlechten Zeiten alle
sparen, sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, was auf dem Wirtschaftswachstum
lastet. Die Folge ist, dass das Defizit kaum schrumpft. Der Euro-Raum scheint mit viel Leid und Schmerz auf Depression und Deflation zuzusteuern.
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