Die Stresstest-Ergebnisse der EZB
liegen nun vor. 130 Banken wurden überprüft. 25 sind durchgefallen. Da 12 davon
die Kapitallücke schon im Vorfeld stopften, müssen sich nun 12 Geldhäuser Kapital
beschaffen. Die Summe beläuft sich zusammengerechnet auf EUR 9,5 Milliarden,
was im Angesicht der Grössenordnung der der Eurozone angeschlossenen
Volkswirtschaften peanuts sind.
Zur Erinnerung: Während die EU auf
dem Weg zur Bankenunion ist, will die EZB die Bankenaufsicht EBA im Euro-Raum
übernehmen. Der Stresstest war für die EZB eine der Bedingungen, um diese Aufgabe zu erfüllen.
Nun hat sie detaillierte Daten veröffentlicht und damit für Transparenz gesorgt.
Ob die EZB den Test selbst
bestanden hat, mag dahin gestellt sein. Es steht aber fest, dass das tatsächliche
Problem im Euro-Raum nach wie vor ungelöst bleibt: Nachfrageausfall. Banken
geben sechs Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise keine Kredite, weil es an
Nachfrage mangelt. Dahinter steckt die fatale Austeritätspolitik, die von
Brüssel und Berlin vorangetrieben wird.
Wenn der private Sektor spart (deleveraging) und die öffentliche Hand
die Ausgaben kürzen soll, ist niemand bereit, die Ersparnisse aufzunehmen und
zu investieren. Woher soll das Wachstum kommen, wenn niemand bereit ist, sich
zu verschulden?
Die Banken (financial intermediation) erfüllen im Transmissionsmechanismus der
Geldpolitik eine wichtige Funktion. Wie zentral sind aber die Probleme der
europäischen Banken in Bezug auf makroökonomische Widrigkeiten im Euro-Raum?
Faule Kredit der grossen Banken
im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley
Die Erwartungen, dass die
europäische Wirtschaft sich nun erholt, weil die Mehrzahl der Banken kein neues
Kapital braucht, und kaum Altlasten in den Büchern hat, sind fehl am Platz.
Warum?
Weil Japans Erfahrungen in den
1990er Jahren zeigen, dass der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einem Anstieg
der Inflation und anderen Geldmengenaggregaten geführt hat, was im Grunde
genommen mit einer trägen Kreditvergabe der Banken einhergegangen ist.
Die Annahme, dass die
konventionelle Geldpolitik zu kurz greift, weil die Banken in Schwierigkeiten
stecken, ist daher falsch, wie Paul
Krugman bereits vor mehreren Jahren in einer Forschungsarbeit aufgezeigt hat.
Steckt die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle, ist die Auskoppelung zwischen der Geldbasis (monetary base), Geldmengenaggregaten und Bankkrediten keine Überraschung, selbst wenn die Banken finanziell gesund sind. Japan z.B. hat in den 1990er Jahren keinen nennenswerten Banksturm (bank run) erlebt. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Schwierigkeiten der Banken die Situation verschlimmern.
Kontoinhaber sind wegen Einlegerschutz
durch die öffentliche Hand bei Banken nicht in Panik geraten. Die Banken in
Japan waren daher nicht gezwungen, mit Notverkauf (fire sale) von Krediten sich Liquidität zu verschaffen. In
Ermangelung von Bankstürmen sahen Banken keinen Anlass, die Kreditvergabe zu
drosseln.
Kreditimpulse im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley
Auch das Lehrbuch gibt darauf
dieselbe Antwort: Solange eine insolvente oder beinahe insolvente Bank in der
Lage ist, an den Einlagen der Sparer festzuhalten, dank Staatsgarantie, kann
sie weiter Kredit gewähren, öfters sogar zuviel. Warum? Wegen moral hazard Problematik: Kopf: Ich
gewinne, Zahl: Steuerzahler verliert.
Die Aufräumung der faulen Kredite
und die Beseitigung der Altlasten haben mit Mikroökonomie zu tun. Der Euro-Raum
leidet aber unter Nachfrageausfall, was mit Makroökonomie zu tun hat. Und unter
normalen Umständen können makroökonomische Probleme mit Geldpolitik angegangen
werden. Wenn die Wirtschaft aber in einer Liquiditätsfalle steckt, ist
expansive Fiskalpolitik erforderlich.
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