Mittwoch, 29. Oktober 2014

Stresstest der Banken und Makroökonomie

Die Stresstest-Ergebnisse der EZB liegen nun vor. 130 Banken wurden überprüft. 25 sind durchgefallen. Da 12 davon die Kapitallücke schon im Vorfeld stopften, müssen sich nun 12 Geldhäuser Kapital beschaffen. Die Summe beläuft sich zusammengerechnet auf EUR 9,5 Milliarden, was im Angesicht der Grössenordnung der der Eurozone angeschlossenen Volkswirtschaften peanuts sind.

Zur Erinnerung: Während die EU auf dem Weg zur Bankenunion ist, will die EZB die Bankenaufsicht EBA im Euro-Raum übernehmen. Der Stresstest war für die EZB eine der Bedingungen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Nun hat sie detaillierte Daten veröffentlicht und damit für Transparenz gesorgt.

Ob die EZB den Test selbst bestanden hat, mag dahin gestellt sein. Es steht aber fest, dass das tatsächliche Problem im Euro-Raum nach wie vor ungelöst bleibt: Nachfrageausfall. Banken geben sechs Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise keine Kredite, weil es an Nachfrage mangelt. Dahinter steckt die fatale Austeritätspolitik, die von Brüssel und Berlin vorangetrieben wird.

Wenn der private Sektor spart (deleveraging) und die öffentliche Hand die Ausgaben kürzen soll, ist niemand bereit, die Ersparnisse aufzunehmen und zu investieren. Woher soll das Wachstum kommen, wenn niemand bereit ist, sich zu verschulden?

Die Banken (financial intermediation) erfüllen im Transmissionsmechanismus der Geldpolitik eine wichtige Funktion. Wie zentral sind aber die Probleme der europäischen Banken in Bezug auf makroökonomische Widrigkeiten im Euro-Raum?



Faule Kredit der grossen Banken im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley

Die Erwartungen, dass die europäische Wirtschaft sich nun erholt, weil die Mehrzahl der Banken kein neues Kapital braucht, und kaum Altlasten in den Büchern hat, sind fehl am Platz. Warum?

Weil Japans Erfahrungen in den 1990er Jahren zeigen, dass der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einem Anstieg der Inflation und anderen Geldmengenaggregaten geführt hat, was im Grunde genommen mit einer trägen Kreditvergabe der Banken einhergegangen ist.

Die Annahme, dass die konventionelle Geldpolitik zu kurz greift, weil die Banken in Schwierigkeiten stecken, ist daher falsch, wie Paul Krugman bereits vor mehreren Jahren in einer Forschungsarbeit aufgezeigt hat.

Steckt die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle, ist die Auskoppelung zwischen der Geldbasis (monetary base), Geldmengenaggregaten und Bankkrediten keine Überraschung, selbst wenn die Banken finanziell gesund sind. Japan z.B. hat in den 1990er Jahren keinen nennenswerten Banksturm (bank run) erlebt. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Schwierigkeiten der Banken die Situation verschlimmern.

Kontoinhaber sind wegen Einlegerschutz durch die öffentliche Hand bei Banken nicht in Panik geraten. Die Banken in Japan waren daher nicht gezwungen, mit Notverkauf (fire sale) von Krediten sich Liquidität zu verschaffen. In Ermangelung von Bankstürmen sahen Banken keinen Anlass, die Kreditvergabe zu drosseln.


Kreditimpulse im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley

Auch das Lehrbuch gibt darauf dieselbe Antwort: Solange eine insolvente oder beinahe insolvente Bank in der Lage ist, an den Einlagen der Sparer festzuhalten, dank Staatsgarantie, kann sie weiter Kredit gewähren, öfters sogar zuviel. Warum? Wegen moral hazard Problematik: Kopf: Ich gewinne, Zahl: Steuerzahler verliert.

Die Aufräumung der faulen Kredite und die Beseitigung der Altlasten haben mit Mikroökonomie zu tun. Der Euro-Raum leidet aber unter Nachfrageausfall, was mit Makroökonomie zu tun hat. Und unter normalen Umständen können makroökonomische Probleme mit Geldpolitik angegangen werden. Wenn die Wirtschaft aber in einer Liquiditätsfalle steckt, ist expansive Fiskalpolitik erforderlich.





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