Dienstag, 21. Oktober 2014

Eurozone drohen Jahrzehnte einer schwachen Wirtschaft

Die Future-Märkte  rechnen mit keiner Zinserhöhung durch die EZB bis Ende 2017. Und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die EZB eine QE-Politik à la Fed oder Bank of Japan in Angriff nimmt.

A propos Japan: Die europäische Wirtschaft ist derzeit durch träges Wachstum, schwache Inlandsnachfrage, stagnierende Löhne und anhaltende Niedriginflation gekennzeichnet.

Die sich selbst verstärkende Spirale aus fallenden Preisen und wirtschaftlicher Trägheit, die Japan über 15 Jahre erlitten hat, droht nun auch die Eurozone zu befallen, wie der Blick auf die Zinsmärkte u.a. nahelegt.

Am langen Ende der Ertragskurve (yield curve) stimmen die europäischen Zinssätze mitlerweile mit den japanischen Zinssätzen überein (convergence).



Japanisierung Europas ist bereits da, Graph: Morgan Stanley
Die Laufzeitprämie (term premium)* der deutschen Staatsanleihen mit langer Frist, d.h. der Renditeunterschied zwischen langfristigen und kurzfristigen Anleihen, ist bereits seit langem negativ.

Die Inflationserwartungen in der Eurozone sind nicht mehr verankert. Gemessen an 5y/5y Inflation Swaps notieren sie zur Zeit mit 1,75 deutlich unter der Zielinflationsrate der EZB.

Eine fallende, aber nach wie vor positive Inflationsrate darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine anhaltend niedrige Inflation bereits auf der Wirtschaft lastet. Es muss also nicht eine vollständige Deflation vorliegen, um über den ökonomischen Schaden zu reden. Die Nullzinsgrenze (zero lower bound) ist bereits bindend. Dass die gegenwärtige Inflationsrate bereits seit geraumer Zeit unter der Zielinflationsrate der EZB verläuft, ist bad news genug.

Es liegt auf der Hand, dass der kolossale wirtschaftspolitische Fehler auf die von Brüssel und Berlin verordnete Austeritätspolitik zurückgeht. Nicht alle können Ersparnisse gleichzeitig erhöhen, weil zusätzliche Ersparnisse die Ausgaben in der Wirtschaft verkürzen und es am Ende allen schlechter geht (Sparparadoxon) als zuvor.



Die Laufzeitprämie (term premium)* der deutschen Staatsanleihen, Graph: Morgan Stanley

(*) Langfristige Zinsen setzen sich aus der erwarteten Inflation plus den erwarteten kurzfristigen Zinsen und einer Laufzeitprämie zusammen.


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