Die EZB hat im Jahr 2011 die Zinsen zweimal angehoben, weil
sie davon ausging, dass der vorübergehende Anstieg der Energiepreise sich
längerfristig fortsetzen und die Inflation daher durch die Decke schiessen
würde. Die Einschätzung hatte fatale Folgen: Die Rezession wurde verstärkt und
die Arbeitslosigkeit stieg weiter.
Die Euro-Krise drohte 2012, zu eskalieren. Das Problem waren
die sehr hohen Kreditkosten in der EU-Peripherie. Heute wissen wir besser, dass
es viel mehr um Liquiditätsschwierigkeiten ging als um die Zahlungsfähigkeit der
betreffenden Länder wie z.B. Spanien und Italien. Bedenken waren dahingehend,
dass Südeuropa in naher Zukunft default
verkünden würde, weil ihnen buchstäblich das Ging ausging.
Die Angst hat eine sich selbst
erfüllende Prophezeiung ausgelöst. Dann kam Mario Draghi und sagte, „alles Erforderliche zu tun“ (whatever it takes), um die Gemeinschaftswährung
zu retten. Nachdem die Aussicht auf eine Geldknappheit vom Tisch war, liess die
Panik schnell nach. Und heute können Spanien und Italien am Kapitalmarkt zu
historisch tiefsten Zinsen auf 10 Jahre Geld aufnehmen.
Was sich heute abspielt, ist aber
sehr unterschiedlich. Es ist eine Krise in Zeitlupe, was den ganzen Euro-Raum
umfasst: Der Rutsch in eine Deflationsfalle, während die EZB bereits die Nullzinsgrenze (zero lower bound)
erreicht hat, wie Paul Krugman in seinem Blog beschreibt.
Draghi könnte diesmal QE-Politik
(mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) in Angriff nehmen. Die Wirksamkeit
der unkonventionellen Massnahme ist zu diesem Zeitpunkt jedoch unklar.
Unabhängig davon steht EZB-Präsident schwerem politischen Druck gegenüber.
Krugman ist daher skeptisch. Er
sieht die Demokratie am Ende angesichts der anhaltenden geistigen Verwirrung
der führenden Regierungen in Europa. Vor allem lehnt Deutschland Fiskal-Stimulus
vehement ab, weil es unverantwortliche Haushaltsführung an der EU-Peripherie als
Ursache der Euro-Krise sieht.
Wenn die einfachen Menschen auf
der Strecke bleibt, wäre es keine Überraschung, zu erleben, dass die
Nationalisten Europa am Ende völlig zum Erliegen bringen.
1 Kommentar:
Farglich ist, ob die Politik letztendlich ein Scheitern zulassen würde, oder um jeden Preis versuchen wird die EU aufrecht zu erhalten. Die letzten EU Maßnahmen bspw. bei den Sanktionsrunden haben ja bereits gezeigt, dass notfalls auch auf dem Rücken der EU Bürger Maßnahmen beschlossen werden.
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