„Ungleichheit“ ist in aller
Munde. Die Frage wurde zunächst durch die „Occupy-Bewegung“ wiederbelebt und hat dann
durch das Buch von Thomas Piketty politisch an Brisanz gewonnen. Mit der
Debatte über Mindestlohn steht sie nun endgültig im Mittelpunkt der Tagesordnung der
Öffentlichkeit.
Bevor wir eine Antwort darauf
suchen, warum wir uns um Ungleichheit kümmern sollen, ist es wichtig, darauf hinzudeuten, dass der
Begriff „Ungleichheit“ in vielen Zusammenhängen verwendet wird.
Damit es klar wird, was gemeint
ist, wenn man über Ungleichheit redet, sind drei Aspekte zu vergegenwärtigen,
wie Dietz Vollrath in seinem Blog nahelegt:
(1) Die 1% versus 99%. Das heisst
der Unterschied im durchschnittlichen Jahreseinkommen der obersten 1% aller
Haushalte im Vergleich zum durchschnittlichen Jahreseinkommen der unteren 99%.
(2) Die Stagnation der Reallöhne
(median real wages) und diejenigen unter dem Median.
(3) Das College Premium oder die
Lücke im Verdienst zwischen denjenigen, die einen College-Abschluss haben und
denjenigen, die keinen College-Abschluss haben.
Warum sollen wir uns aber um die
Stagnation der Reallöhne (median wages) kümmern?
Erstens; weil ich besser gestellt
werde, wenn jeder am Wohlstand teilhaben kann, erklärt der an der University of Houston lehrende
Wirtschaftsprofessor. Was er damit meint, sind Dienste wie Bildung, Gesundheitsversorgung
Reparaturen zu Hause usw, die leicht verfügbar und billig sind.
Die Art und Weise, dies zu
erreichen, liegt an der Entwicklung eines grossen Vorrats an Fachkräften wie
z.B. Lehrer, Krankenschwestern, Elektriker, Zimmerleute usw. Diejenigen
Menschen am unteren Ende der Einkommensverteilung haben oft nicht genug
Einkommen, um solche Investitionen privat zu tätigen, sodass es der
öffentlichen Bereitstellung dieser Investitionen (z.B. Schulen) bedarf oder
Transfers, um private Auslagen zu unterstützen.
Man kann aus ideologischen
Gründen öffentliche Investitionen oder Transfers ablehnen. Es ändert aber nichts
an der Tatsache, dass stagnierende Löhne ein Hindernis für diese Investitionen sind.
Zweitens, weil die Menschen am
unteren Rand der Einkommensverteilung einfach da sind und nicht verschwinden
werden. Wir können in diese Menschen investieren oder wir können mit unserem Geld
versuchen, uns vor diesen Menschen mit dem Bau von Gefängnissen und dem Einsatz
von Polizeibeamten zu schützen.
Es gibt aber auch Gegenargumente:
„Ich kümmere mich nicht um Ungleichheit per se, sondern darum, dass es auf dem Arbeitsmarkt
strukturelle Probleme gibt. Warum packen wir nicht solche grundlegenden
strukturellen Probleme nicht an?“
Vollrath antwortet darauf, dass diese
strukturellen Fragen ein Problem der Unterinvestitionen sind. Die gegenwärtige
Verteilung von Einkommen und Vermögen in der Bevölkerung kann organisch nicht dafür
sorgen, dass solche Investitionen getätigt werden. Die Allokation ist also ein
Problem.
Kurzum: Wenn man sich um diese
strukturelle Probleme kümmert, kommt man nicht darum herum, über die Verteilung von Einkommen und
Vermögen im Besonderen zu reden.
Was ist zu tun? Vollrath
befürwortet die Anhebung der Grenzsteuersätze und Vermögenssteuersätze, und
zwar zurück auf die Ebene in den 1990er Jahren.
Exkurs:
Der typische Haushalt beruht auf
dem „Median“, dem Haushalt in der „Mitte“. Das heisst, dass die Hälfte der
Haushalte im Land ein höheres Einkommen hat und die Hälfte ein niedrigeres.
Median-Einkommen: Jenes Haushaltseinkommen, bei dem die Hälfte der Haushalte
ein höheres und die Hälfte an niedrigeres Einkommen hat.
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