Vergangene
Woche hat Bill Gross die Pasific Investment
Management Company, bekannt als Pimco abrupt verlassen. Gross hatte die Investmentgesellschaft mit Sitz in Newport
seit Jahrzehnten geleitet. Menschen, die die Finanzindustrie kennen, waren
schockiert, aber nicht unbedingt überrascht. Denn in den Medien gab es bereits
im Vorfeld des Abgangs zahlreiche Geschichten von inneren Unruhen zu lesen.
Warum uns
das Ganze interessieren soll, erklärt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Depression Denial Syndrome“) am Freitag in NYTimes.
Gross‘ Sturz
ist ein Symptom für eine Krankheit, die die wichtigsten Entscheidungsträger im
öffentlichen und privaten Sektor befallen hat: Depression-Verweigerung-Syndrom,
wie der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY)
lehrende Wirtschaftsprofessor beschreibt.
Es handelt
sich dabei um eine Weigerung, anzuerkennen, dass die herkömmlichen Regeln in
einer anhaltend angeschlagenen (depression)
Wirtschaft nicht mehr gelten.
Wir halten
Haushaltsdefizite i.d.R. für eine schlechte Sache, weil die staatliche
Kreditaufnahme mit der privaten Kreditaufnahme konkurrieren würde, was die Zinsen
in die Höhe schleudern und auf Investitionen lasten würde. Seit 2008 steckt
aber die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle. Das ist eine Situation, wo ein Anstieg des Haushaltsdefizits
nicht einen Anstieg der Zinsen auslöst.
Das mag sich
seltsam und nicht eingängig anhören. Es ist aber nach den Grundlagen der Makroökonomie
richtig. Viele, vielleicht sogar die meisten einflussreichen Menschen in der
angeblich realen Welt weigerten sich aber, daran zu glauben, was das Thema
wieder zu Bill Gross Fall bringt.
Für eine
lange Zeit schien Pimco im Hinblick auf das Haushaltsdefizit bewundernswert ruhig,
und dies mit guten Ergebnissen, wo Paul
McCulley, Managing Director die Logik der Liquiditätsfalle zu erläutern wusste.
Dann hat
sich etwas geändert. McCulley hat Ende 2010 die Pimco verlassen. Und Gross hat
sich an Defizit-Hysterie angeschlossen, wie Krugman weiter schildert.
Gross hat
nämlich angekündigt, dass die Niedrigzinsen Investoren Erträge rauben und er alle US-Staatsanleihen in seinem Bestand abstossen wolle.
Inbesondere hat Gross einen raschen Anstieg der Zinsen vorausgesagt, wenn
die Fed die QE-Politik im Juni 2011 wie geplant zu Ende führen sollte. Er lag
völlig falsch mit der Aussage. Weder er noch die Pimco hat sich seither wieder jemals
erholen können.
Ist das also
eine erbauliche Erzählung, in der schlechte Ideen sich durch Erfahrung als
falsch erweisen, die die Menschen Augen öffnen lässt und wo sich die Wahrheit
durchsetzt? Nein, antwortet Krugman. In der Tat ist es sehr schwer, Leute zu
finden, die ihre Ansicht geändert hätten. Leute, die vor fünf Jahren eine rasch
steigende Inflation und Zinsen prognostiziert hatten, weisen heute jede
Anregung kräftig zurück, sich ihre Ansichten und Vorhersagen im Lichte der
empirischen Erfahrung zu revidieren.
Und das ist,
was die Bill Gross Geschichte interessant macht. Er ist so ziemlich der einzige
Hysteriker, der einen Preis dafür zahlt, dass er falsch lag, auch wenn er
natürlich unermesslich reich bleibt. Pimco hat einen Schlag einstecken müssen.
Aber die Herrschaft des Fehlschlags setzt sich überall ungetört fort.
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