Die empirische Evidenz ist
offenkundig: Die Einkommensungleichheit in der amerikanischen
Bevölkerung nimmt zu. Während das Einkommen der reichsten 1% der US-Bürger von
2009 bis 2012 um 31,4% gewachsen ist, beläuft sich das Einkommenswachstum der
restlichen 99% im selben Zeitraum auf 0,4%.
Man kann sich in erster Linie des
Eindrucks nicht erwehren, als ob die QE-Politik
(quantitative easing, d.h. mengenmässige
Lockerung der Geldpolitik) nur der reichsten 1% der amerikanischen Bevölkerung
zu Gute käme. Die Begründung: Der Aktienmarkt profitiert von der extra-lockeren
Geldpolitik. Und die Kapitalgewinne daraus fliessen zu den reichsten Menschen
in den USA. Der Rest der Bevölkerung guckt in die Röhre.
Ein bekanntes Argument in der
Erzählung der Geschichte „QE und Ungleichheit“ lautet, dass diejenigen
Menschen, die auf die Zinserträge ihrer Ersparnisse angewiesen sind, geschädigt
werden. Es gibt sicherlich Menschen, die davon betroffen werden, die sonst über
keine weiteren Kapitalanlagen verfügen.
Wie gross ist aber die
Geschichte? Damit befasst sich Paul
Krugman in seinem Blog. Der im Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY)
forschende Nobelpreisträger zieht dazu die Daten von Survey of Consumer Finances
bei, die Informationen über die Dividenden und Zinserträge der wohlhabenden
Menschen liefert.
Die „Bottom 3%“ (die unteren drei
Viertel der Vermögensverteilung) hat keine Kapitalerträge, wie aus der Tabelle
hervorgeht. Die Menschen im 75-90 Bereich hat einige. Aber selbst im Jahr 2007,
als die Zinsen relativ hoch lagen, belief sich der Wert auf nur 1,9% ihres
gesamten Einkommens.
Der Punkt ist also, dass die
Auswirkungen der fallenden Zinsen durch die Fed auf das Einkommen der
amerikanischen Mittelschicht klein ist.
Ferner: Die Bank of England (BoE) darauf hingedeutet, dass die extra-lockere Geldpolitik die
Pensionskasse beeinträchtigt, aber der Effekt bescheiden ist.
Woher kommt also der Eindruck,
dass die QE-Politik eine massive Umverteilung zugunsten der Reichen bedeutet?
Krugman schätzt, dass es damit zu tun hat, dass, während die Aktienpreise seit
2010 stark steigen, die Hauspreise kaum vom Fleck gekommen sind. Da eine Menge
des Reichtums der Mittelklasse-Familien im Wohnimmobilienmarkt steckt, entsteht
wohl der Eindruck von einer nicht ausgleichenden Auswirkung.
War es aber von Anfang an nicht
klar, dass die easy-money Politik auf
die Vermögenspreise unterschiedlich auswirken würde?
Während die kurzfristigen
Vermögenswerte mit den Zinssätzen nicht so sehr variieren, schwanken die
langfristigen Vermögenswerte viel mehr: Werte der langfristigen Vermögenswerte
wie Housing schwanken viel stärker im Sog der Zinssätze als die kurzfristige.
Anlagen. Es gibt also einen Unterschied zwischen der kurzen (z.B. Spareinlagen)
und der langen (z.B. Aktien) Sicht.
Was aber nicht ganz klar ist,
warum Housing wegen der extra-lockeren Geldpolitik im allgemeinen zurückgelassen
werden soll? Eines der schmutzigen kleinen Geheimnisse der Geldpolitik ist,
dass sie i.d.R. durch den Housing-Market funktionert, mit wenig direkten
Einflüssen auf die Unternehmensinvestitionen, erklärt Krugman.
Was ist aber dieses Mal anders?
Die Antwort hat sicherlich damit zu tun, dass der Housing-Markt Mitte der 2000er
Jahren eine immense spekulative Blase hatte, weshalb ein fulminantes Comeback heute zurückbleibt. Die Aktien
hingegen hatten 2008 und 2009 wegen Panik einen eindrücklichen Absturz. Aber
sie hätten sich wahrscheinlich inzwischen auch ohne QE-Politik erholen können.
Die lockere Geldpolitik, die nach
dem Platzen der Aktienblase in den 1990er Jahren umgesetzt wurde, hat einen Anstieg
der Immobilienpreise ausgelöst. Der Glaube, dass QE systematisch die Art von
Vermögenswerten fördert, die die Reichen besitzen, ist deshalb laut Krugman falsch oder zumindest übertrieben.
Fazit: Für die meisten
Menschen sind nicht Zinssätze oder Vermögenspreise, sondern Löhne entscheidend, was die finanzielle
Gesundheit betrifft. Die Fed bzw. Janet Yellen denken bestimmt nicht, dass die
unkonventionelle Geldpolitik ein Wunder schaffen kann.
Die hauptsächliche Antwort auf
die schwer angeschlagene Wirtschaft hätte von Anfang an fiskalpolitisch sein
sollen, z.B. in Form eines grossen Infrastrukturprogramms. Aufgrund der
politischen Realitäten kommt es aber leider nicht dazu. Die Fed bleibt daher
als einzige im Spiel. Es ist daher nicht seriös, die Bemühungen der Notenbank,
die Wirtschaft anzukurbeln, zu vereiteln.
PS: Auch Dean Baker schreibt in seinem Blog, dass die QE-Politik dazu beigetragen hat, die Wirtschaft zu
stimulieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Die unkonventionelle Geldpolitik sei
daher fast sicher ein Netto-Gewinner vom Standpunkt der Einkommensverteilung.
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