Donnerstag, 9. Oktober 2014

Sparwut und Folgen: Deutschland wartet auf Aufschwung

Zunächst waren es die Auftragseingänge in der Industrie, die abgesackt sind. Dann der Einbruch der Industrieproduktion (-4% im August). Heute kommt die Meldung über den deutlichen Rückgang der deutschen Ausfuhren.

Und bevor es vergessen geht: Am Dienstag hat auch noch der IWF den Wirtschaftsausblick für Deutschland gesenkt (2014: 1,4% und 2015: 1,5%). Während der private Konsum seit Jahren kaum vom Fleck kommt und die Investitionen eine Mangelware sind, zeigt sich, dass die Kosten einer Haushaltskonsolidierung (eine Umschreibung für harsche Kürzung der Staatsausgaben) in einer Liquiditätsfalle hoch sind und prompt erfolgen.

Frankreich mag wie der kranke Mann Europas aussehen, aber Deutschlands Sorgen gehen tiefer, verwurzelt im merkantilistischen Dogma, das Sparen verherrlichend und vor dem Hintergrund der korrosiven Psychologie des Alterns, schreibt Ambrose Evans-Pritchard in einem lesenswerten Artikel in The Telegraph.

Eine erneute tiefe Rezession scheint nun in Europa möglich, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog kommentiert. Es ist Zeit, von Austeritätsphantasie Abschied zu nehmen.


Deutschlands Aussenhandel, Graph: destatis


Selbst der IWF („tough love of austerity“) befürwortet inzwischen erhöhte Investitionen in Infrastruktur durch die öffentliche Hand. Die anregende Wirkung wird grösser, wenn Investitionen durch die Kreditaufnahme als durch die Senkung der Ausgaben oder Erhöhung der Steuern getätigt werden, so IWF-Ökonomen. Sachgemäss gestaltete Infrastruktur-Investitionen würden demnach die Schuldenlast des Staates vielmehr reduzieren als erhöhen.

Warum Investitionen der öffentlichen Hand sich besonders heute auszahlen, erklärt Larry Summers in einem lesenswerten Artikel („Why public investment is really a free lunch“) in FT.

Wo die ganze Entwicklung im Euro-Raum hinführt, kann man sich leicht ausmalen, wenn man darüber nachdenkt, dass die deutsche Regierung der Mehrzahl der Mitgliedsländer des Euro-Raums energisch nahelegt, via interne Abwertung (d.h. Lohnsenkung) wettbewerbsfähig zu werden. 


Deutschlands Ausfuhren und Einfuhren, Graph: destatis

Keine Kommentare: