Mittwoch, 8. Oktober 2014

Ist keynesianische Wirtschaftspolitik links?

Da die Geldpolitik aus verschiedenen Gründen nicht perfekt ist, kommt es auf die Theorie von Keynes an, schreibt Simon Wren-Lewis in in seinem Blog.

Das heisst m.a.W., dass die Bedeutung der keynesianischen Theorie von der Geldpolitik abhängt. Es hat mit Marktversagen nichts zu tun. Keynes Wirtschaftspolitik ist nicht links. Die keynesianische Theorie zeigt, wie die Makroökonomie funktioniert, weshalb alle geldpolitischen Entscheidungsträger darauf zurückgreifen.

Warum gibt es aber auf der rechten Seite des politischen Spektrums einen Wunsch, die Bedeutung der keynesianischen Theorie zu verneinen?

Vielleicht, weil Keynes Wirtschaftspolitik genau darlegt, warum die Geldpolitik notwendig ist, sicherzustellen, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage weder übermässig noch mangelhaft ist.

Geldpolitik ist staatliche Intervention, unterstreicht der an der Oxford University in London lehrende Wirtschaftsprofessor. Die geldpolitischen Autoritäten legen nicht die Geldmenge (money supply) fest, sondern sie fixieren die kurzfristigen Zinssätze.

Das heisst, dass die Behörden dafür zuständig sind, dass der Korrektur-Mechanismus funktioniert. Durch die Festsetzung eines Marktpreises wird dafür gesorgt, dass die Makroökonomie funktioniert. Sollte diese spezielle Verfahrensweise fehlschlagen, wie z.B. wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, ist staatliche Intervention (in Form von Fiskalpolitik) erforderlich.

Während sich solche Aussagen für viele Mainstream-Ökonomen selbstverständlich anhören, lösen sie für Menschen mit neoliberaler oder ordoliberaler Überzeugung Unbehagen aus, wie Prof. Wren-Lewis weiter schildert.


Die Schlussfolgerung ist, dass Keynes‘ Theorie nicht links ist. Es hat mit Marktversagen (market failure) nichts zu tun. Es geht darum, zu zeigen, wie die Makroökonomie funktioniert.

Auf der anderen Seite sind anti-keynesianische Ansichten öfter politisch (und ideologisch) motiviert, wegen der zentralen Rolle, die der Staat in Bezug auf das Management der Makroökonomie spielt. Man erinnere sich an das Dogma der neoklassischen Schule: „Der Markt ist Lösung, der Staat ist das Problem“.

Ein wichtiger Punkt ist, dass diejenigen, die Keynes Ideen in Zweifel ziehen, und dazu mikroökonomische Modelle bauen, in ihrem Ansatz nicht davon ausgehen, dass die Geldpolitik perfekt funktioniert, sondern sie nehmen an, dass die Märkte perfekt sind. Keynes‘ Widersacher denken deshalb, wie wenn alles mit „sticky prices“ (starren bzw. unflexiblen Preisen) zu tun hätte. Es ist daher schwer, Keynes Theorie allein auf dieser Grundlage zu diskutieren.

Selbst wenn die Preise flexibel wären, aber es der Zentralbank nicht gelingen würde, die Zinsen so festzulegen, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wiederbelebt wird, gäbe es keine Deckung zwischen der Nachfrage und dem Angebot. Das heisst, dass die Nachfrage entscheidend ist, auch mit flexiblen Preisen.

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