Die Inflation in der Eurozone ist im September auf den niedrigsten Stand seit
Oktober 2009 gefallen, wie das europäische Statistikamt (eurostat) gestern gemeldet hat.
Was verursacht den Rückgang der
Preise?
Die nächstliegende Antwort ist: Inflation-Paranoia
und Besessenheit von Haushaltskonsolidierung, unabhängig davon, wie gut oder
schlecht die Konjunktur gerade läuft.
Vor diesem Hintergrund ist es
wichtig, in Erinnerung zu rufen, dass die EZB seit einigen Jahren die eigene
Zielinflationsrate verfehlt. Vor allem Deutschland, die grösste Volkswirtschaft
der Eurozone unterbietet den Rest der
Eurozone um fast 100 Basispunkte. Wie? Durch die „Lohnmoderation“. Weshalb? Um
sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Was sind die Folgen?
Disinflationäre Entwicklung: Die
Inflation bleibt unter den Erwartungen und die Niedriginflation erhöht die
reale Last der Schulden, was die Erholung der Wirtschaft inbesondere an der
Peripherie der Eurozone erschwert.
Inflationserwartungen in der
Eurozone (gemessen an Inflation Swaps), Graph:
ZKB in DMO
5-Jahres Inflationserwartungen
1,77%
Eine weitere Folge ist die schleichende
„Japanisierung“ der Eurozone. Denn Deflation
(*) erhöht das Risiko, in einer lang anhaltenden Liquiditätsfalle zu stecken.
Noch im August hatte Mario Draghi in Washington auf einen plötzlichen Rückgang der Inflationserwartungen
(gemessen an 5-Jahres Inflation Swaps) im Euro-Raum hingewiesen. Seither sind
die Inflationserwartungen weiter gefallen. Die EZB scheint also unterdessen die Kontrolle
über Inflationserwartungen verloren zu haben.
Kein Wunder, dasas die Märkte heute Deflation und Depression in Europa signalisieren.
Während die EU Frankreich rügt, ein „zu
grosses“ Haushaltsdefizit aufzuweisen, scheinen die Investoren davon unberührt:
Paris kann sich nämlich auf dem Markt Geld für 10 Jahre zu einem historisch
niedrigen Zinssatz von 1,28% besorgen.
Wenn die EU-Behörden den Einsatz der
Fiskalpolitik trotz der Nullzinsgrenze (zero
lower bound) kategorisch ablehnen, hat die EZB keine andere Wahl als auf
unkonventionelle Instrumente wie QE und Forward Guidance zurückzugreifen.
Was zu befürchten, ist jedoch, dass
Europas Probleme sich inzwischen auf den Rest der Welt ausweiten könnten, wie Paul Krugman heute in seiner Kolumne („What Markets Will“) in NYTimes unterstreicht.
(*)
Deflation steigert zwar
Reallöhne. Aber es erwachsen daraus sozial unvorteilhafte Auswirkungen. Denn niedriger
als erwartet ausgefallene Inflation sorgt in den Lohnverhandlungen dafür, dass Arbeitnehmer
mit unsicheren Jobs ihre Stelle verlieren und arbeitslos werden. Deflation
führt also zu negativen Wohlfahrtseffekten, wie Prof. Lars E.O. Svensson in seinem Blog
darlegt.
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