Eine heimtückische Tendenz hat
sich im diesem letzten Drittel eines Jahrhunderts entwickelt, schreibt Joseph Stiglitz in einem lesenswerten
Artikel („inequality is not inevitable“)
in NYTimes.
Ein Land, das nach dem Zweiten
Weltkrieg ein gemeinsam errungenes Wachstum zustande brachte, begann,
auseinanderzufallen, sodass man, als die Great
Recession Ende 2007 ausbrach, die Risse um die amerikanischen
Wirtschaftslandschaft nicht mehr hat ignorieren können.
Wie konnte die „leuchtende Stadt
auf einem Hügel“ („shining city on a hill“)
zum fortgeschrittenen Land mit dem grössten Niveau an Ungleichheit werden?
Ungestüme Extreme von Vermögen
und Einkommen sind dem Kapitalismus angeboren wie die ausserordentliche
Diskussion um das wichtige Buch („Capital“) von Thomas Piketty in Gang gesetzt hat, legt Stiglitz dar.
In diesem System sollten wir die
Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg (der Zeitraum rapide fallender
Ungleichheit) als einmaligen Ausrutscher sehen, unterstreicht der an der Columbia University lehrende
Wirtschaftsprofessor weiter.
Das ist laut Stiglitz eigentlich eine oberflächliche Lektüre der
Arbeit von Piketty, die einen institutionellen Kontext für die Vertiefung der Ungleichheit
im Laufe der Zeit erstellt hat. Diesem Teil seiner Analyse wurde leider weniger
Aufmerksamkeit geschenkt als den mehr fatalistisch anmutenden Aspekten.
Über die letzten eineinhalb Jahre
hat die „Great Divide“, das ist die Überschrift einer Reihe von Artikeln in NYTimes, wo
Stiglitz als Moderator agierte, auch zahlreiche Beispiele präsentiert, welche
die Vorstellung untergraben, dass es wirklich keine grundlegende Gesetze des
Kapitalismus gibt.
Die Dynamik des imperialen
Kapitalismus des 19. Jahrhunderts muss nicht für die Demokratien des 21.
Jahrhunderts gelten. Wir brauchen nicht so viel Ungleichheit in Amerika, hält
Stiglitz als Fazit der Reportage fest.
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