Sonntag, 29. Juni 2014

Extreme Vermögen und Einkommen im Kapitalismus

Eine heimtückische Tendenz hat sich im diesem letzten Drittel eines Jahrhunderts entwickelt, schreibt Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Artikel („inequality is not inevitable“) in NYTimes.

Ein Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg ein gemeinsam errungenes Wachstum zustande brachte, begann, auseinanderzufallen, sodass man, als die Great Recession Ende 2007 ausbrach, die Risse um die amerikanischen Wirtschaftslandschaft nicht mehr hat ignorieren können.

Wie konnte die „leuchtende Stadt auf einem Hügel“ („shining city on a hill“) zum fortgeschrittenen Land mit dem grössten Niveau an Ungleichheit werden?

Ungestüme Extreme von Vermögen und Einkommen sind dem Kapitalismus angeboren wie die ausserordentliche Diskussion um das wichtige Buch („Capital“) von Thomas Piketty in Gang gesetzt hat, legt Stiglitz dar.

In diesem System sollten wir die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg (der Zeitraum rapide fallender Ungleichheit) als einmaligen Ausrutscher sehen, unterstreicht der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.

Das ist laut Stiglitz  eigentlich eine oberflächliche Lektüre der Arbeit von Piketty, die einen institutionellen Kontext für die Vertiefung der Ungleichheit im Laufe der Zeit erstellt hat. Diesem Teil seiner Analyse wurde leider weniger Aufmerksamkeit geschenkt als den mehr fatalistisch anmutenden Aspekten.

Über die letzten eineinhalb Jahre hat die „Great Divide“, das ist die Überschrift einer Reihe von Artikeln in NYTimes, wo Stiglitz als Moderator agierte, auch zahlreiche Beispiele präsentiert, welche die Vorstellung untergraben, dass es wirklich keine grundlegende Gesetze des Kapitalismus gibt.

Die Dynamik des imperialen Kapitalismus des 19. Jahrhunderts muss nicht für die Demokratien des 21. Jahrhunderts gelten. Wir brauchen nicht so viel Ungleichheit in Amerika, hält Stiglitz als Fazit der Reportage fest.



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