François Hollande, der Präsident von Frankreich hätte seit 2012 ein
Herausforderer sein können. Er war mit dem Versprechen gewählt, von der
Austeritätspolitik, die die kurze und nicht ausreichende wirtschaftliche
Erholung abgewürgt hat, abzukehren.
Es sollte aber nicht sein. Sobald
er das Amt übernahm, ist er unverzüglich eingeknickt und gab allen Forderungen
nach noch mehr Austerität nach, schreibt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Fall of France“) am Freitag in NYTimes.
Das soll aber noch einer sagen,
dass Hollande völlig rückgratlos ist, so der am Graduierten-Zentrum der City University of New York (CUNY)
lehrende Wirtschaftsprofessor. Anfang dieser Woche hat der französische
Präsident entschlossene Massnahmen getroffen, aber leider nicht, was die
Wirtschaftspolitik betrifft. Nein. Er hat auf Mitglieder seiner Regierung
abgesehen, die seine Unterwürfigkeit gegenüber Berlin und Brüssel in Frage zu
stellten.
Es ist laut Krugman ein bemerkenswertes Spektakel. Um es zu verstehen, muss man zwei Dinge
einsehen: (1) Europa ist als Ganzes in einer tiefen Krise, und (2) Frankreichs
Performance ist viel besser als man aus den Berichterstattungen in den Medien
schliessen kann. Frankreich ist nicht Griechenland und auch nicht Italien. Aber
es lässt sich schikanieren, wie wenn es ein hoffnungsloser Fall wäre.
Warum lässt sich Frankreich so unter Druck setzen? Es ist schwer, nicht den Verdacht zu hegen, dass es politisch bedingt ist. Frankreich hat eine grosse öffentliche Hand und einen grosszügigen Wohlfahrtsstaat. Die Ideologie des freien Marktes sagt, dass das zu einer wirtschaftlichen Katatstrophe führt. Es ist also Katastrophe, worüber berichtet wird, auch wenn die Zahlen es nnicht belegen können.
Wirtschaftswachstum in Europa, Graph: Prof. Paul Krugman
Hollande scheint, obwohl er die
französische sozialistische Partei führt, an diese ideologisch motivierte
Schlechtreden zu glauben. Noch schlimmer ist er jetzt in einen Teufelskreis geraten, wo die
Austeritätspolitik das Wirtschaftswachstum zum Stillstand bringt und das
abgewürgte Wachstum als Beweis dafür verwendet wird, um Frankreich zu überzeugen, dass noch mehr Austerität notwendig ist.
Es ist eine sehr traurige
Geschichte, die aber nicht nur Frankreich betrifft, argumentiert der im der
CUNY angegliederten Luxembourg Income
Study Center forschende Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften
weiter.
Europas Wirtschaft ist in einer
Notlage. Deutschland ist unverbesserlich, so Krugman. Die offizielle Reaktion aus Berlin auf die Shake-up in Frankreich war eine
Erklärung, dass es keinen Widerspruch zwischen Haushaltskonsolidierung und
Wachstum gibt. Wer kümmert sich um die Erfahrung in den vergangenen vier
Jahren. Etwa so: „Wir glauben, dass die Austeritätspolitik wachstumsfördernd ist“.
Europa braucht dringend einen Leader (Wortführer) einer grossen
Wirtschaft, jemanden, der aufsteht und sagt, dass die Austeritätspolitik wirtschaftliche
Aussichten des Kontinents zerstört. Hollande hätte diesen Leader werden können. Aber er ist es nicht, bedauert Krugman.
Und wenn die europäischen
Volkswirtschaften weiterhin stagnieren oder die Lage sich verschlimmert, was
wird aus dem Europa-Projekt, wo langfristige Bemühungen durch gemeinsamen
Wohlstand den Frieden und die Demokratie sicherstellen sollten? Mit Hollande
scheitert im Grunde genommen auch Europa als Ganzes. Niemand weiss, wie schlimm
es noch werden kann.
1 Kommentar:
Frankreich hatte zuletzt 2013
Abgabenquote von 48,4%
http://lh3.ggpht.com/-gkcWhceDJG0/VACU2U_VDwI/AAAAAAAAYbQ/Hwwm9WcRPl4/s640/Abgabenquote.jpeg
Staatsausgabenquote von 55,5%
Industrie Anteil < 20%
http://lh5.ggpht.com/-BQ0P1KKp360/VACaDbE3R8I/AAAAAAAAYco/y9BPhv8uiNA/s640/5334%2525281%252529.png
Staatsausgaben / Einwohner 22.940 US$
Staatsschulden / Arbeitskraft 85.811 US$
steigende Arbeitslosigkeit,
sinkende Konsumausgaben
https://www.google.at/publicdata/explore?ds=d5bncppjof8f9_&hl=de&dl=de#!ctype=l&strail=false&bcs=d&nselm=h&met_y=ne_con_prvt_pc_kd_zg&scale_y=lin&ind_y=false&rdim=region&idim=country:FRA&ifdim=region&hl=de&dl=de&ind=false
Kommentar veröffentlichen