Wenn wir über die Auswirkungen
der Ungleichheit auf das Wirtschaftswachstum nachdenken, sollten wir mehr auf
die Angebotsseite als auf die Nachfrageseite blicken, schreibt Alan Blinder in einem lesenswerten
Artikel („The Supply-Side Case for
Government Redistribution“) in WSJ.
Das ist ironisch. Die Fanfare für
die angebotsseitige Wirtschaftspolitik seit den 1970er Jahren ist Steuersenkung
für Reiche, in der Hoffnung (nicht aber durch Beweise unterstützt), dass die
Vorteile einen „trickle-down“
auslösen.
Heutzutage dürfte die beste
angebotsseitige Wirtschaftspolitik darauf gerichtet sein, die
Einkommensunterschiede zu verringern, so der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Man stelle sich vor:
Kinder, die arm aufwachsen,
bekommen K-12 Ausbildung und werden wahrscheinlich nicht aufs College gehen.
Sie werden ihre Talente nicht so umfassend entwickeln können wir die Kinder aus
der mittleren und oberen Klasse der Gesellschaft. Kinder, die unterernährt
aufwachsen, erreichen nicht ihr volles körperliches oder geistiges Potenzial.
Kindern, die ohne genügenden Zugang zu medizinischer Versorgung aufwachsen,
werden als Erwachsene weniger gesund und leistungsfähig sein.
Diese schlimmen Auswirkungen der
Armut bleiben aber nicht auf die armen Länder beschränkt, so der Autor des Buches „After the Music Stopped: The Financial Crisis, the Repsonse and the
Work Ahead“.
Die stärksten Argumente gegen die
zügellose Ungleichheit ist möglicherweise politisch, nicht wirtschaftlich.
Amerikaner sind nicht wirklich gleich. Leider ist in unserem vom Geld beherrschten
System „gleiche politische Rechte“ eine grausame Täuschung, betont Blinder
weiter.
Selbst wenn man das ethische Argument
für Umverteilung nicht annimmt, und auch wenn man denkt, dass die
Einkommensungleichheit 1979 einfach in Ordnung ware, gibt es gute Gründe, den
Fall von 2014 zu überdenken.
Ungleichheit ist in den
vergangenen 35 Jahren so viel gestiegen, dass sie auf dem Wirtschaftswachstum
auf der Angebotsseite lastet, lautet das Fazit von Blinder.
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