Sonntag, 24. August 2014

Mario Draghi und düstere Wirtschaftsaussichten im Euro-Raum

EZB-Präsident Mario Draghi hat auf dem Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole in Wyoming erstmals ausführlich dargelegt, wie düster die wirtschaftlichen Aussichten im Euro-Raum sind.

Draghi hatte bislang den Standpunkt vertreten, dass die Inflationserwartungen verankert sind. Nun hat er eingeräumt, dass ein weiterer Rückgang der Inflation die Preisstabilität gefährde. Die EZB wolle daher alle zur Verfügung stehenden Instrumente einsetzen, um eine deflationäre Abwärtsspirale zu unterbinden.

Der EZB-Indikator für Inflationserwartungen ist in diesem Monat zum ersten Mal unter die 2%-Marke gesunken.

Bemerkenswert ist, dass Draghi zum ersten Mal gesagt hat, dass die Euro-Krise mit Nachfrage-Mangel zu tun hat.

Seiner Meinung nach überwiegen die Risiken des „zu wenig zu tun“ (d.h. wenn die konjunkturelle Arbeitslosigkeit strukturell wird) die Risiken des „zu viel zu tun“ (d.h. wenn die Löhne und der Preisdruck übermässig steigen).


Entwicklung der Realzinsen in der Eurozone für die kommenden Jahre, Graph: Mario Draghi, EZB, „Unemployment in the euro area“, in Jackson Hole, Aug 2014


Was will die EZB jetzt tun? Draghi hat keine QE-Politik in Aussicht gestellt. Denn er weiss, dass Berlin dagegen ist.

Er hat aber unterstrichen, dass es hilfreich wäre, wenn diejenigen Länder, die über Spielraum verfügen, Fiskalpolitik einsetzen würden. Die „Gesamtnachfragepolitik muss durch nationale Strukturpolitik“ begleitet werden, so Draghi.

Er hat auf vier Bereiche hingedeutet, wo die Fiskalpolitik verbessert werden könne: 

(1) bessere Nutzung der Flexibilität im Rahmen der bestehenden fiskalpolitischen Regeln der EU, 

(2) niedrigere Steuern, 

(3) stärkere finanzpolitische Koordinierung zwischen den Regierungen im Euro-Raum und 

(4) ein grosses öffentliches Investitionsprogramm durch die EU.


Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den USA und im Euro-Raum, Graph: Mario Draghi, EZB, „Unemployment in the euro area“, in Jackson Hole, Aug 2014



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