Samstag, 16. August 2014

Der ewig anhaltende Konjunktureinbruch in Europa

Es ist kaum zu glauben, dass nach dem Fall von Lehman Brothers, der zu der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren geführt hat, fast sechs Jahre vergangen sind.

Die Erholung der Wirtschaft ist aber noch lange nicht abgeschlossen und die falsche Politik könnte die schwächelnde Wirtschaft noch in eine mehr oder weniger dauerhafte Depression verwandeln, hebt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Forever Slump“) am Freitag in NYTimes hervor.

In der Tat ist das, was sich zur Zeit in Europa abspielt. Und der Rest von uns sollte von Europas Erfahrung lernen, argumentiert der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor.

Europäische Beamte umarmen heute eifrig bereits diskreditierte Doktrinen, die angeblich Sparmassnahmen (fiscal austerity) rechtfertigen, auch in einer schwer angeschlagenen (depression) Wirtschaft. Eigentlich hat auch Amerika de facto eine Menge Sparpolitik betrieben, durch Zwangskürzungen im Haushalt (sequester) und  Ausgabenkürzungen auf der bundesstaatlichen und lokalen Ebene.

Die EZB ist nicht nur daran gescheitert, wie die Fed Staatsanleihen am Markt anzukaufen, sondern zudem auch die Zinsen im Jahr 2011 erhöht, um ein imaginäres Risiko von Inflation abzuwenden, erläutert der in der CUNY angegliederten Luxembourg Income Study Center forschende Ökonom weiter.

Die EZB hat dann eine Kehrtwende gemacht, als Europa wieder in eine Rezession zurückrutschte. Und sie hat laut Krugman unter Mario Draghis Führung viel unternommen, um die europäische Schuldenkrise zu lindern. Es war aber nicht genug.

Und jetzt ist das Wirtschaftswachstum zum Stillstand gekommen, während die Inflation weit unter den Zielwert der EZB gesunken ist. Und die Preise fallen in den Schuldner-Ländern. Europa kann froh sein, wenn alles, was es gerade erlebt, ein verlorenes Jahrzehnt bleibt, argumentiert Krugman.

Die gute Nachricht ist, dass die Dinge in Amerika nicht so schlimm aussehen, wo die Beschaffung von Arbeitsplätzen endlich voranzuschreiten scheint und die Gefahr der Deflation abgeklungen ist, zumindest vorerst. Aber es braucht nur ein paar schlechte Nachrichten und/oder politische Fehlentscheidungen, die die Wirtschaft wieder bachab schicken würden, so Krugman.

Die gute Nachricht ist, dass Janet Yellen, die Vorsitzende der Fed die Gefahr versteht, legt Krugman dar: Sie hat deutlich gemacht, dass sie einen vorübergehenden Anstieg der Inflation in Kauf nehmen würde, als geldpolitisch zu früh auf die Bremse zu drücken, wie die EZB es 2011 getan hat.

Die schlechte Nachricht ist, dass sie und ihre Kollegen unter viel Druck stehen, um falsche Dinge zu machen, von denjenigen, die in den vergangenen Jahren ständig falsch lagen und davon nichts gelernt zu haben scheinen und heute aufgeregt höhere Zinsen fordern.

Es gibt einen alten Witz über einen Mann, der entscheidet, sich aufzuheitern, weil die Dinge schlimmer sein könnten und dann auch tatsächlich schlimmer werden. Das ist laut Krugman mehr oder weniger das, was Europa heute widerfahren ist. Und Amerika sollte es vermeiden, dass das auch in Amerika passiert.


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