Es ist kaum zu glauben, dass nach
dem Fall von Lehman Brothers, der zu der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den
1930er Jahren geführt hat, fast sechs Jahre vergangen sind.
Die Erholung der Wirtschaft ist aber noch lange nicht abgeschlossen und die falsche Politik könnte die schwächelnde Wirtschaft noch in eine mehr oder weniger dauerhafte Depression verwandeln, hebt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Forever Slump“) am Freitag in NYTimes hervor.
In der Tat ist das, was sich zur
Zeit in Europa abspielt. Und der Rest von uns sollte von Europas Erfahrung
lernen, argumentiert der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor.
Europäische Beamte umarmen heute eifrig
bereits diskreditierte Doktrinen, die angeblich Sparmassnahmen (fiscal austerity) rechtfertigen, auch in einer schwer
angeschlagenen (depression) Wirtschaft.
Eigentlich hat auch Amerika de facto eine Menge Sparpolitik betrieben, durch Zwangskürzungen im Haushalt (sequester) und Ausgabenkürzungen
auf der bundesstaatlichen und lokalen Ebene.
Die EZB ist nicht nur daran
gescheitert, wie die Fed Staatsanleihen am Markt anzukaufen, sondern zudem auch
die Zinsen im Jahr 2011 erhöht,
um ein imaginäres Risiko von Inflation abzuwenden, erläutert der in der CUNY
angegliederten Luxembourg Income Study
Center forschende Ökonom weiter.
Die EZB hat dann eine Kehrtwende
gemacht, als Europa wieder in eine Rezession zurückrutschte. Und sie hat laut
Krugman unter Mario Draghis Führung viel unternommen, um die europäische
Schuldenkrise zu lindern. Es war aber nicht genug.
Und jetzt ist das Wirtschaftswachstum zum Stillstand gekommen, während die Inflation weit unter den Zielwert der EZB gesunken ist. Und die Preise fallen in
den Schuldner-Ländern. Europa kann froh sein, wenn alles, was es gerade erlebt,
ein verlorenes Jahrzehnt bleibt, argumentiert Krugman.
Die gute Nachricht ist, dass die
Dinge in Amerika nicht so schlimm aussehen, wo die Beschaffung von
Arbeitsplätzen endlich voranzuschreiten scheint und die Gefahr der Deflation
abgeklungen ist, zumindest vorerst. Aber es braucht nur ein paar schlechte
Nachrichten und/oder politische Fehlentscheidungen, die die Wirtschaft wieder
bachab schicken würden, so Krugman.
Die gute Nachricht ist, dass Janet Yellen, die Vorsitzende der Fed
die Gefahr versteht, legt Krugman dar: Sie hat deutlich gemacht, dass sie einen vorübergehenden Anstieg der Inflation in Kauf
nehmen würde, als geldpolitisch zu früh auf die Bremse zu drücken, wie die EZB
es 2011 getan hat.
Die schlechte Nachricht ist, dass
sie und ihre Kollegen unter viel Druck stehen, um falsche Dinge zu machen, von
denjenigen, die in den vergangenen Jahren ständig falsch lagen und davon nichts
gelernt zu haben scheinen und heute aufgeregt höhere Zinsen fordern.
Es gibt einen alten Witz über
einen Mann, der entscheidet, sich aufzuheitern, weil die Dinge schlimmer sein
könnten und dann auch tatsächlich schlimmer werden. Das ist laut Krugman mehr
oder weniger das, was Europa heute widerfahren ist. Und Amerika sollte es vermeiden,
dass das auch in Amerika passiert.
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