In einer depressiven Wirtschaft nimmt die Nachfrage nach sicheren und liquiden Vermögenswerten zu. Die US-Treasuries gehören weltweit zu den sichersten und liquidesten Anleihen. Kein Wunder, dass die Preise der amerikanischen Staatsanleihen im Zuge der anhaltenden Krise gestiegen sind. Die Renditen der Anleihen sind vice versa gesunken. Die Nachfrage nach Liquidität kletterte so stark, dass die US-Notenbank (Fed) reagieren musste. Die Fed hat im März angekündigt, US-Staatsanleihen in Höhe von 300 Mrd. $ zu kaufen und das Aufkaufprogramm für hypothekenbesicherte Wertpapiere auf 1'250 Mrd. $ aufzustocken. Indem die Fed am offenen Markt Staatsanleihen kauft, kann sie die Nachfrage befriedigen und den Preis der Liquidität drücken.
10Y Treasury Note Yield, Graph: Fed St. Louis, May 2009
Die Fed kann die Zinsen am kurzen Ende der Kurve direkt beeinflussen, indem sie den Leitzins (FFR: Federal Funds Rate) senkt oder erhöht. Die Zinsen am langen Ende hingegen werden durch die Zinserwartungen der Marktteilnehmer plus ein Risikozuschlag determiniert. Da die Fed den Leitzins mit 0,25% auf nahe die Nulllinie gesenkt hat, mussten auch die langfristigen Zinsen fallen. Die Fed kann aber die Zinsen nicht unter Null senken. Ihr Spielraum, die Zinsen am langen Ende der Renditekurve zu beeinflussen, ist beschränkt. In diesem Marktumfeld würde es sich lohnen, im Kielwasser der Fed-Aktivitäten Staatsanleihen am kurzen Ende zu verkaufen, um mit dem Erlös Staatsanleihen am langen Ende zu kaufen, was die Mehrzahl der Banken in den ersten drei Monaten des Jahres allem Anschein nach auch getan haben. Denn die Gewinne der US-Banken im ersten Quartal sind zum Teil auf diese Anleihengeschäfte zurückzuführen. Fed Chef Ben Bernanke hat allerdings inzwischen verlauten lassen, dass die Fed mit ihrer QE-Politik kein numerisches Ziel für die Renditen der US-Treasuries anstrebt. Die Notenbank will die Finanzierungskosten für Unternehmen und private Haushalte senken.
Inflationserwartungen, Graph: Fed St. Louis, May 2009
Internationale Investoren halten etwa 51% der ausstehenden US-Treasuries im 6'360 Mrd. $ betragenden Staatsanleihenmarkt. Im Vergleich: Die Quote lag im Jahre 2000 bei 35%. Der Markt für US-Hypothekenanleihen ist mit einem Volumen von 14'700 Mrd. $ noch grösser. Die Fed kann also den Verlauf der Renditen am langen Ende über längere Zeit kaum beeinflussen. Auch wenn die Inflationspessimisten derzeit die Oberhand behalten, stellt die sich ausweitende Differenz zwischen den Renditen am kurzen und langen Ende der Kurve eine Entlastung für die Banken dar, da das Geschäft einträglicher wird (Fristentransformation). Ausländische Zentralbanken haben im März für 29 Mrd. $ US-Staatsanleihen gekauft. Private Investoren gaben im selben Zeitraum 26 Mrd. $ für Treasuries aus. Ferner haben ausländische Notenbanken "Agency" und "MBS" für 13 Mrd. $ gekauft. Die privaten Investoren haben für 3 Mrd. $ hypothekenbesicherte Anleihen (MBS) erworben.
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