Der Goldpreis hat seit Mitte April um mehr als 10% zugelegt. Der Preis des Edelmetalls liegt heute bei rund 963 $ je Unze. Sollte der Dollar weiter zur Schwäche neigen, würde sich der Goldpreis der Marke von 1'000 $ nähern. Langfristig verlaufen nämlich der $-Wechselkurs und der Goldpreis gegenläufig (negative Korrelation). Der wichtigste Grund für den Anstieg des Goldpreises war bisher die Dollar-Schwäche. Der zweite Grund ist die zunehmende Angst vor Inflation. Viel interessanter als der Preisanstieg ist jedoch derzeit die im Zuge der anhaltenden Krise aufgeflammte Debatte über eine Reform der internationalen Geldordnung. Angetrieben von Peking, eine neue supranationale Weltreservewährung zu schaffen, melden sich Ökonomen zu Wort, die eine Rückkehr zum Geld, das mit Gold gedeckt ist, fordern.
Goldpreis, Graph: sueddeutsche.de
Die Rede ist eigentlich von der Wiedereinführung des Goldstandards. Ziel ist, die politisch motivierte Geldschöpfung zu bremsen. Es soll unterbunden werden, dass das Geld durch Kredit beliebig vermehrt wird. Die Idee geht auf Hayek zurück, der sich in den 1970er Jahren für die Privatisierung des Geld- und Kreditsystems eingesetzt hatte. Private Banken sollen also gemäss Hayek Geld in Umlauf bringen. Im Goldstandard fixieren die Notenbanken den Preis der Währungen (d.h. ein Festkurssystem) gegenüber dem Goldpreis und halten Gold als offizielle Reserve. Die Nachteile des Goldstandards überwiegen aber unter dem Strich die wenigen Vorteile. Der Goldstandard verbietet nämlich den Einsatz der Geldpolitik zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Bindung der Währungen an das Gold funktioniert ausserdem nur dann, wenn der relative Preis des Goldes gegenüber anderen Gütern und Dienstleistungen stabil bleibt, hält Paul Krugman fest. Das heisst, dass eine Zentralbank im Falle eines Wirtschaftswachstums ihre internationalen Reserven nur dann erhöhen kann, wenn ständig neue Goldvorkommen entdeckt werden. Die Zentralbanken müssten also über gewisse Goldvorräte verfügen. Krugman verweist ferner darauf, dass Länder mit Goldvermögen wie Russland und Südafrika in der Lage wären, durch Goldverkäufe die makroökonomische Entwicklung der ganzen Welt zu beeinflussen. Keynes bezeichnete das Gold 1923 als „barbarisches Relikt“ eines vergangenen Weltwährungssystems.
Die Monetarisierung der Haushaltsdefizite wirkt heute zumindest kurzfristig nicht inflationär, da in der Wirtschaft deflationäre Kräfte vorherrschen. Woher soll Inflation kommen, wenn Wachstumsimpulse fehlen? Der Welthandel ist zum Erliegen gekommen. Die Arbeitslosigkeit steigt. Die Löhne sinken. Ausserdem waren es nicht die Zentralbanken oder der Staat, die zuviel Geld produziert haben, sondern das Schattenbankensystem. Die Protagonisten des Shadow-Banking Systems wie SIVs, Conduits und Hedge Fonds haben die Geldschöpfung kräftig angekurbelt, indem sie in den USA im zweiten Quartal 2007 ein Kreditvolumen in Höhe von 6'000 Mrd. $ geschaffen haben. Jenseits von Aufsicht und Regulierung. Die Summe entspricht dem Kreditbetrag, der i.d.R. im traditionellen Banken-System vergeben wird.
Es steht heute fest, dass die Wirtschaft dank der expansiven Geldpolitik, der fiskalpolitischen Lockerung und der unkonventionellen Ausweitung der Geldmenge knapp an einer Depression vorbeigeschrammt ist. Technisch ist es einfach, die Expansion zurückzufahren, sobald die konjunkturelle Talsohle durchschritten ist. Der Goldstandard war ein wichtiger Faktor, der die Krise in den 1930er Jahren beschleunigt hat. Der US-Dollar war durch Gold gedeckt. Der US-Notenbank waren daher die Händer gebunden, auf den Konjunkturverlauf mit der Geldpolitik zu reagieren. Deshalb verbot Präsident Franklin Roosevelt 1933 den Privatbesitz von Gold. 1971 wurde der Goldstandard ganz aufgehoben.
PS: Das ganze Gold der Welt passt in einen Würfel von nur 20 Metern Kantenlänge.
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