Mittwoch, 24. Juni 2009

EZB bietet Refinanzierungsgeschäfte auf 12 Monate

Dem aktuellen Global Financial Stability Report des IWF zufolge haben die Zentralbanken der USA, des Euroraums und Grossbritanniens rund 9'000 Mrd. $ (darunter Liquidität, Aufkauf von Wertpapieren und Garantien) in die Märkte gepumpt, um eine Kernschmelze des Finanzsystems zu unterbinden. Allein die Summe der Garantien beläuft sich in den genannten Ländern auf rund 4'500 Mrd. $, wie Martin Wolf heute in seiner Kolumne in Financial Times hervorhebt. Heute wartete die EZB mit einem spektakulären Schritt auf, um die Banken zu Kreditvergabe zu animieren. Die europäischen Währungshüter bieten erstmals Kredite mit einer Laufzeit von 12 Monaten. Das Volumen betrug 442 Mrd. €. Das ist ein neuer Rekord. Der bisherige Höchststand datiert vom Dezember 2007: 348 Mrd. €. Die Nachfrage war rege. 1’121 Banken boten mit. In der Regel nehmen rund 700 Bieter an den Auktionen der EZB teil. Die Banken müssen dafür Wertpapiere bei der EZB hinterlegen.


ECB Refinancing Rate, Graph: Bloomberg.com

To QE or not to QE

Der Beschluss, die Laufzeit des Refinanzierungsgeschäfts auf ein Jahr zu verlängern, war im Mai gefasst worden. Da die EZB sich bisher geweigert hat, den Spielraum für Zinssenkungen rechtzeitig zu nutzen, kann das heutige Refinanzierungsgeschäft als Fortsetzung der lockeren Geldpolitik „mit anderen Mitteln“ gedeutet werden. Die EZB bekennt sich bekanntlich nicht gern zur Politik der „quantitative easing“ (QE=mengenmässige Lockerung). Die Banken im Euroraum befinden sich aber derzeit mitten im Deleveraging-Prozess. Das heisst, die Schulden werden abgebaut, das EK wird erhöht, die Risikopositionen werden abgestossen. Deswegen stockt der Kreditmarkt. Die EZB müsste daher demnächst u.U. dazu übergehen, am offenen Markt Staatspapiere, Unternehmensanleihe und/oder Bankobligationen aufzukaufen.





Zinssatz fürin %
Spitzenrefinanzierungsfazilität1,75%
Hauptrefinanzierungsgeschäfte1,00%
Einlagenfazilität0,25%

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