In den USA sind die Preise im März um 0,4%, im April um 0,7% und im Mai um 1,3% gefallen. Jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Zahlen deuten darauf hin, dass die deflationären Kräfte sich verstärken. Trotz des stärksten Verfalls der Verbraucherpreise in den vergangenen 60 Jahren werfen die inflationsgeschützen Staatsanleihen (TIPS: Treasury Inflation Protected Securities) seit Jahresbeginn eine Rendite von 3% ab. Die US-Treasuries (UST) hingegen weisen seit Dezember eine negative Performance von 5,88% auf. Das ist das schlechteste Ergebnis für die US-Staatsanleihen seit mindestens 1978. Die Differenz zwischen der Rendite der TIPS und der UST beträgt zur Zeit 1,93%. Das ist die sog. Breakeven-Rate. Daran werden die Inflationserwartungen von Anleihenhändlern gemessen. Ende Dezember fiel dieser Wert auf fast Null Prozent.
Breakeven-Rate, Graph: Bloomberg.com
Obwohl die Inflationserwartungen der Trader seit Jahresbeginn kräftig gestiegen sind, verlaufen sie deutlich unter dem langfristigen Durchschnittswert. Warum steigen aber die Inflationserwartungen, wenn Deflation vorherrscht? Warum hat sich der Erdölpreis in den vergangenen sechs Monaten verdoppelt, obwohl der Welthandel eingebrochen ist und die Kapazitätsausnutzung in der Industrie unausgelastet tendiert? Die Monetarisierung der Staatsschulden hat in den vergangenen zwei Wochen die öffentliche Debatte über die Exitstrategie der Zentralbanken, d.h. die Rückkehr zum konventionellen Kurs der Geldpolitik zusehends angeheizt. Die Hoffnungen auf ein Ende der Krise scheinen daher viele Marktteilehmer zum Aktionismus zu zwingen. Die Wirtschaft befindet sich in der grössten Deflation seit den 1930er Jahren. Die Probleme des Finanzsystem sind noch nicht gelöst. Die Banken, v.a. die grossen darunter leben nach wie vor von den Subventionen des Staats (Rekapitalisierungsmöglichkeiten zum Nulltarif). Es ist zu früh, das Ende der Krise zu rufen.
Performance seit Jahresbeginn:*
TIPS: 3,06%
US-Treasuries: -5,88%
S&P-500 Index: 1,67%
Unternehmensanleihen: 6,29%.
* Angaben: Morgan Stanley, FITnes Report
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