Die US-Notenbank (Fed) hat zuletzt auf ihrer Sitzung vom 29. April die Leitzinsen (0% bis 0,25%) unverändert belassen. Die Nullzinspolitik wird also fortgesetzt. Die Fed führt die Geldpolitik mit alternativen Mitteln wie „Credit Easing“ und Aufkauf von Wertpapieren am Anleihenmarkt im Kampf gegen die Deflation entschieden weiter. Da die Wirtschaftsaktivität nach wie vor schwach (Minuswachstum) tendiert, die Produktionslücke ("output gap") ausgeweitet bleibt und die Kapazitätsnutzung tief ist, hat die Fed derzeit keinen Anlass, die Zinsen in naher Zukunft zu erhöhen. Ausserdem stockt der Kreditmarkt noch. Dennoch signalisieren die Interest Rate Futures, die an der Chicago Board of Trade gehandelt werden, heute eine Wahrscheinlichkeit von 60%, dass die Fed die Zinsen von derzeit nahe Null Prozent gegen Ende Jahr auf 0,50% anhebt.
Fed Funds Rate, Graph: Bloomberg.com
Bemerkenswert ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter den 16 „Primary Dealers“ von US-Staatsanleihen: Diese erwarten bis mindestens in die zweite Jahreshälfte 2010 keine Zinserhöhung durch die Fed. Mit anderen Worten sagen die Wall-Street Dealer, die direkt mit US-Treasuries handeln, dass die Wette der Spekulanten auf einen Zinsanstieg für 2009 falsch ist. Auch RGE Monitor, die von Nouriel Roubini 2004 gegründete und geführte Economic-Research-Firma rechnet nicht mit einer Zinserhebung vor 2010/11. Während der Leitzins (FFR: Fed Funds Rate) bei 0,125% steht, tendiert der O/N Repo-Satz auf “general collateral” auf 0,17%. Der effektive FFR Rate verläuft also unterhalb des Einlagenzinssatzes (deposit rate ist z.Z. 0,25%), den die Fed für Bankreserven zahlt.
Reserve Market Rates, Graph: Fed St. Louis, Monetary Trends 2009
Fazit: Die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung treiben zur Zeit die Renditen der US-Staatsanleihen in die Höhe. Der Renditeanstieg reflektiert aber eher die reale Zunahme der Finanzierungskosten. Es ist also nicht aussergewöhnlich, dass die Zinsen in einem deflationären Umfeld sowohl nominal als auch real zulegen. Würden Haushalte und Unternehmen nicht sparen, hätten wir keine depressive Wirtschaft, urteilt Nobelpreisträger Paul Krugman.
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