Donnerstag, 1. Mai 2014

Inflationserwartungen von Konsumenten fallen im April weiter

Die jährliche Inflation im Euro-Raum ist im April (von 0,5% im März) auf 0,7% gestiegen. Ist die Deflationsgefahr nun vorbei? Nein.

Die Daten geben alles in allem keinen Anlass zur Entwarnung. Die Preise von Dienstleistungen weisen mit 1,6% die höchste jährliche Rate auf. Es handelt sich dabei um etwas Einmaliges: Osterferien. Die Preise für Pauschalreisen und Hotels sind stark gestiegen. Die im April beobachteten Effekte dürften sich im kommenden Monat leicht wieder umkehren.

Mario Draghi hat neulich drei Arten von Eventualitäten dargelegt, die eine unterschiedliche politische Reaktion erfordern.

Wenn der EZB-Rat feststellt, dass die mittelfristigen Inflationsprognosen sich verschlechtern, könnte ein gross angelegtes Asset-Kauf-Programm notwendig werden.

Sollten Spannungen in den Geld-, Anleihe- und Devisenmärkten zunehmen, könnte die EZB mit Zinssenkungen oder Liquiditätszufuhr darauf reagieren.

Störung der geldpolitischen Transmission würde die EZB veranlassen, eine weitere LTRO-Massnahme zu treffen oder ein ABS-Kauf-Programm in Angriff zu nehmen.


Euro-Area Inflation (gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex,  HICP), Graph: Morgan Stanley

Bemerkenswert ist, dass die Inflationserwartungen der privaten Haushalte im Euro-Raum (consumer inflation expectation) auch im April weiter zurückgegangen sind, wie die Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen der EU-Kommission (ECFIN) gestern mitgeteilt hat.

April: 7,5
März: 10,8
Febr.: 13,6
Jan.: 15,1

Quelle: ECFIN consumer inflation expectations

Die Angebotspolitik ist kein Ersatz für die Nachfragepolitik. Inmitten einer schwer angeschlagenen Wirtschaft auf angebotspolitische Reformen zu setzen und eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit bei Null Zinsen (zero lower bound) zu suchen, drosselt die Nachfrage im Euro-Raum. Die Einkommenssituation der privaten Haushalte verschlechtert sich.

Der Verlauf des Einzelhandels in der grössten Volkswirtschaft spricht Bände. Der Einzelhandelsumsatz in Deutschland ging im März annualisiert real um 1,9% (real) zurück, wie das Statistische Bundesamt gestern mitgeteilt hat.



Einzelhandelumsatz in Deutschland, Graph: Das Statistische Bundesamt (destatis)

Der Euro-Raum kann der Dynamik der deflationären Kräfte nicht entkommen, solange die EWU-Partner dem von Deutschland verordneten Wirtschaftsmodell in Form von Lohnmoderation folgen. Die Krise kann nicht bewältigt werden, wenn die Unternehmen nicht bereit sind, einen Teil der von den privaten Haushalten gebildeten Ersparnisse aufzunehmen und in Sachanlagen zu investieren.

Solange die öffentliche Hand die Ausgaben nicht erhöhen darf (Austeritätspolitik), die Unternehmen nicht investieren und die Verbraucher mit Schuldenabbau beschäftigt sind, bleibt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auf der Strecke und Deflation verursacht weiter schmerhafte Jahre für die Menschen.


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