Die Inflation (headline inflation) in der Eurozone zog
im April von 0,5% auf 0,7% an. Auch die Kernrate (core
inflation) ist von einem Tief von 0,7% auf 1,0% gestiegen. Der leichte Preisauftrieb
ist auf die Ostern-Ferien zurückzuführen, wo die Preise im Bereich Transport, Reise und Gastronomie stärker als üblich angestiegen sind.
Tatsache ist, dass die anhaltend
niedrige Inflation die EZB weiter unter
Druck setzt, gegen die Deflationsgefahr etwas zu unternehmen, zumal das Inflationsziel
von knapp 2% seit einer langen Zeit unterboten wird.
Bemerkenswert ist, dass die EZB
seither ihre Bilanz wesentlich verkleinert hat. Und in der Eurozone wird die schmerzhafte
Angebotspolitik in Form von Lohnsenkung
auf Teufel-komm raus fortgesetzt. Brüssel
und Berlin bestehen auf dem Wettkampf der Nationen (rat race).
Obwohl inzwischen in einigen
Ländern (Griechenland, Zypern, Portugal und Spanien) Minusinflation verzeichnet
wurde, und in anderen die Inflationsrate nur knapp über der Null-Marke liegt
(Italien), argumentiert die EZB, dass die Inflationserwartungen fest verankert
sind.
Inflationserwartungen in der
Eurozone, Graph: Morgan Stanley
Mario Draghi orientiert sich dabei an (1) Inflationsswaps und (2) Breakeven-Sätzen (gemessen an den Renditen der inflationsgeschützten
Staatsanleihen). Wenn die EZB also von längerfristigen Inflationserwartungen
redet, meint sie die Break-even- Inflation (5 Jahre).
Und die Fünfjahreserwartungen befinden sich
tatsächlich nahe 2 Prozent wie in der Abbildung zu sehen ist. Der Haken ist
aber, dass die EZB die Break-even-Sätze (5 Jahre) nur anhand von deutschen und französischen Staatsanleihen berechnet.
In wiefern die von der EZB
beobachteten Daten angesichts der weit auseinander liegenden Renditeabstände im
Euro-Raum die Entwicklung hinreichend gut abbilden, ist aus heutiger Sicht
fragwürdig.
Abgesehen davon ist festzuhalten,
dass die Inflation in der Eurozone seit Anfang des letzten Jahres zurückgeht.
Die Disinflation löst Debt-Deflation Dynamik à la Fisher aus:
Das heisst, dass die Einkommenssituation
der privaten Haushalte sich verschlechtern, weil mit dem Rückgang der Inflation
die reale Last der Verschuldung zunimmt. Die Verbraucher müssen m.a.W. immer
mehr Anteil aus dem Einkommen für den Schuldendienst aufwenden, während immer weniger
Geld für den Konsum von übrigen Waren und Dienstleistungen zurückbleibt.
Unter dem Strich leidet die
gesamte Eurozone unter der Nachfrageflaute. Die Debt Deflation-Dynamik trifft daher die ganze EWU. Die durchschnittliche Inflation im Euro-Raum hat in diesem Sinne
keine besondere Bedeutung für die Länder mit hohen Schulden, v.a. wenn sie
gezwungen werden, ihre Wettbewerbsfähigkeit über Lohnmoderation zu erhöhen.
Future-Märkte, Erwartungen, erste
Zinserhöhung, Graph: Morgan Stanley
Die erste Zinserhöhung durch die
EZB dürfte laut Erwartungsbildung an den Future-Märkten erst im August 2016 erfolgen.
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