Mittwoch, 7. Mai 2014

Wann wird die Niedriginflation eine Deflationsgefahr?

Die Inflationserwartungen der Verbraucher sind im April weiter gefallen. Der von der DG ECFIN ermittelte Wert markiert mittlerweile das niedrigste Niveau seit 2010.

Ein kurzlebiger Zeitraum negativer Inflationsraten ist vielleicht nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Worauf es ankommt, ist aber, was den deflationären  Druck erzeugt und ob es sich dabei um eine einmalige Anpassung handelt.

Die Disinflation und deflationäre Kräfte können v.a. in Bezug auf die Schuldentragfähigkeit ein Problem bereiten, wenn die wirtschaftliche Aktivitäten ohnehin stagnieren und die Finanzierungskosten angespannt sind. Schliesslich führt der Anstieg der Realzinsen zu einer erhöhten Last der Schulden, womit Europa eine harte Nuss zu knacken hat.

Der Euro-Raum erleidet seit fast fünf Jahren einen schmerzhaften Anpassungsdruck: (a) ausgelöst durch die Nachfrageflaute (infolge des anhaltenden Deleveraging-Prozesses) und (b) verursacht durch die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik der EU, die in Lohnsenkung als einzigen gangbaren Weg ansieht, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Man denke daran, dass die enorme Anpassung der Preise und Kosten in einem Umfeld stattfindet, wo die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero lower bound) und die Reallöhne deutlich weniger gestiegen sind als die Produktivität.




Inflationserwartungen der Konsumenten sind im April im Euro-Raum weiter gefallen, Graph: Morgan Stanley

Was macht die EZB?

Mario Draghi hat Ende April drei Arten von Eventualitäten dargelegt, wie die EZB auf die Verschlimmerung der Situation reagieren würde

(1) QE-Politik
(2) Zinssenkung
(3) LTRO für SME und ABS-Kauf-Programm

Wie geht's aber weiter?


Fallende Inflation deutet im Euro-Raum auf wachsende Inflationsrisiken, Graph: OECD in The Global Economic Outlook, May 6, 2014

Solange angebotspolitische Reformen im Vordergrund stehen, ist es schwer, positive Nachfrageeffekte zu erzeugen. Die Unternehmen dürften sich daher als Sachinvestor weiterhin zurückhalten, was wiederum auf eine hohe Arbeitslosigkeit über Jahre hinweg hindeutet.


Schuldenabbau im Euro-Raum: Kreditvergabe durch die Banken fällt weiter, Graph: Morgan Stanley


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