Die Inflationserwartungen der Verbraucher sind im April weiter gefallen. Der von
der DG ECFIN ermittelte Wert markiert mittlerweile das niedrigste Niveau seit 2010.
Ein kurzlebiger Zeitraum
negativer Inflationsraten ist vielleicht nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Worauf es ankommt, ist aber, was den deflationären Druck erzeugt und ob es sich dabei um eine
einmalige Anpassung handelt.
Die Disinflation und deflationäre Kräfte können v.a. in Bezug auf die Schuldentragfähigkeit ein
Problem bereiten, wenn die wirtschaftliche Aktivitäten ohnehin stagnieren und
die Finanzierungskosten angespannt sind. Schliesslich führt der Anstieg der
Realzinsen zu einer erhöhten Last der Schulden, womit Europa eine harte Nuss zu
knacken hat.
Der Euro-Raum erleidet seit fast fünf Jahren einen schmerzhaften Anpassungsdruck: (a) ausgelöst durch die Nachfrageflaute
(infolge des anhaltenden Deleveraging-Prozesses) und (b) verursacht durch die
angebotsorientierte Wirtschaftspolitik der EU, die in Lohnsenkung als einzigen
gangbaren Weg ansieht, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Man denke daran, dass die enorme
Anpassung der Preise und Kosten in einem Umfeld stattfindet, wo die nominalen
Zinsen nahe null liegen (zero lower bound)
und die Reallöhne deutlich weniger gestiegen sind als die Produktivität.
Inflationserwartungen der Konsumenten sind im April im Euro-Raum weiter gefallen, Graph: Morgan Stanley
Was macht die EZB?
Mario Draghi hat Ende April drei Arten von Eventualitäten dargelegt, wie die EZB auf die Verschlimmerung
der Situation reagieren würde
(1) QE-Politik
(2) Zinssenkung
(3) LTRO für SME und ABS-Kauf-Programm
Wie geht's aber weiter?
Fallende Inflation deutet im
Euro-Raum auf wachsende Inflationsrisiken, Graph:
OECD in The Global Economic Outlook, May 6, 2014
Solange angebotspolitische
Reformen im Vordergrund stehen, ist es schwer, positive Nachfrageeffekte zu
erzeugen. Die Unternehmen dürften sich daher als Sachinvestor weiterhin zurückhalten, was wiederum auf eine hohe Arbeitslosigkeit über Jahre hinweg hindeutet.
Schuldenabbau im Euro-Raum: Kreditvergabe
durch die Banken fällt weiter, Graph:
Morgan Stanley
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen