Dienstag, 13. Mai 2014

Inflationsausblick für Amerika

Die Preisstabilität ist heute vorrangiges Ziel einer jeden Zentralbank in der modernen Welt. In den fortentwickelten Volkswirtschaften setzt man Preisstabilität mit einem Anstieg der Verbraucherpreise von weniger als 2% im Jahr gleich.

Die US-Notenbank (Fed) hat im Jahr 2014 ein explizites Inflationsziel von 2% auf lange Sicht vorgestellt, und zwar gemessen an PCE (personal consumption expenditures).

Infolge der schweren Finanzkrise von 2008 läuft die Inflation aber in praktisch allen grossen Volkswirtschaften unter dem Zielwert der Zentralbanken.  Die Fed hat jüngst unterstrichen, dass die Inflationsprognose einer der wichtigsten Faktoren in Bezug auf die Gestaltung der künftigen Geldpolitik ist.

Zwei Ökonomen im Dienste der Fed San Francisco (FRBSF) untersuchen in einer aktuell vorgelegten Studie, was wir aus den Finanzmarktpreisen in Sachen Inflationsausblick lernen können.

Die Autoren fokussieren sich auf Finanzinstrumente mit sog. payoffs (d.h. Auszahlungen), die ausschliesslich an die Inflation gebunden sind. Es handelt sich dabei um sog. Inflation Derivate, die die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer in Bezug auf die künftige Inflation widerspiegeln.

Die Preise von Inflation Derivaten geben Auskunft über den prognostizierten Weg der künftigen Inflation und die Unsicherheit über diese Prognose.



Inflationsausblick (CPI) in den USA, Graph: Financial Market Outlook for Inflation in: FRBSF Economic Letter

Michael D Bauer und Jens H.E. Christensen konzentrieren sich in erster Linie auf die Preise von Inflation Swaps.

In der obigen Abbildung ist zu sehen, dass die markt-basierte Projektion (dargestellt anhand von Inflation-Swapsätzen) niedriger liegt als die umfrage-basierten Projektion (dargestellt anhand von SPF: Survey of Professional Forecasters) und darauf hindeutet, dass die Inflation bis Ende 2017 niedrig bleibt.

Die Prognosen legen alles in allem nahe, dass die Inflation in den USA bis Anfang 2018 niedrig verläuft.

Wie sieht es aber mit dem Risiko aus, dass die Inflation zu einem künftigen Zeitpunkt in Bezug auf die Zielinflationsrate über- oder unterschiesst?

Es gibt andere Finanzinstrumente, mit denen man auf die künftige Inflation wetten kann: Inflation caps und floors sind solche Optionen auf die Inflation. Mit einer Inflation cap sichert man sich gegen hohe Inflation und mit der Inflation floor schützt man sich vor niedriger Inflation.

Genau wie Inflation Swaps sind caps und floors für alle möglichen Laufzeiten verfügbar.

Mit der „risiko-freien Wahrscheinlichkeitsdichte“ lässt sich aus dem Urteil des Marktes auf die gesamte Verteilung der künftigen Inflationsrate schliessen.

In der nachfolgenden Abbildung ist die Verteilung der durchschnittlichen Inflation über drei Jahre dargestellt. Eine spitze Wahrscheinlichkeitsdichte deutet auf ein kleines Ausmass von Unsicherheit hin, eine flache Wahrscheinlichkeitsdichte hingegen auf ein hohes Ausmass von Unsicherheit.


Wahrscheinlichkeitsdichte für die durchschnittliche künftige Inflation in den USA, Graph: Financial Market Outlook for Inflation in: FRBSF Economic Letter

Die Streuungsmasse legen deutlich nahe, dass die Unsicherheit abwärtsgerichtet ist. Mit anderen Worten besagt diese Evidenz, dass die Unsicherheit in Bezug auf die künftige Inflation in den vergangenen Jahren abgenommen hat.

Fazit: Noch nie war die Vorstellung des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank von der Preisstabilität heute so vereinbar mit möglichen Inflationsausgängen im Markt wie in den letzten Jahren.

Keine Kommentare: