Montag, 28. April 2014

Euro-Aufwertung und Wettbewerbsfähigkeit Europas

Christian Noyer, Chef der französischen Zentralbank hat heute laut Reuters gesagt, dass die Euro-Aufwertung die Deflation fördert und die Niedriginflation in der Euro-Zone wahrscheinlich eine Zeitlang anhalten werde.

Noyer, der zugleich ein Mitglied des EZB-Rates ist, erwartet nach eigenen Angaben keine Gefahr einer Abwärtsspirale in Preisen oder Deflation. Aber die Euro-Stärke verschimmere das Problem der unangenehmen niedrigen Inflation. Der Aufwertungseffekt der Einheitswährung sei ein Machtfaktor in Bezug auf die Deflation.

Das ist eine bemerkenswerte Aussage. Noyer stellt damit die gegenwärtig vorherrschende Politik der EU in Frage. Brüssel und Berlin bestehen nämlich darauf, dass Frankreich über Lohnsenkung seine Wettbewerbsfähigkeit verbessert.

Wenn aber alle Länder im Euro-Raum dem deutschen Beispiel folgen würden, die Wettbewerbsfähigkeit mittels „interne Abwertung“ wiederzubeleben, kann der Aussenwert des Euro nur steigen. Die Euro-Aufwertung läuft aber allen Versuchen zuwider, Europas Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Ein starker Euro bedeutet (1) höhere Löhne, z.B. ausgedrückt in US-Dollar. Und die deflationäre Entwicklung schmälert (2) die zur Zeit ohnehin limitierte Wirksamkeit der europäischen Geldpolitik.


Als Konsequenz müsste die EZB die Geldpolitik weiter lockern. Da die nominalen Zinsen bereits nahe null liegen (zero lower bound), ist nach unten kaum Spielraum vorhanden.

Die EZB müsste eine unkonventionelle Geldpolitik an den Tag legen, z.B. in Form von QE (quantitative easing). Dazu gibt es aber in der EU keinen Konsens. Erstens ist die Deutsche Bundesbank dagegen. Zweitens ist die EZB wankelmutig.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte davon ein Lied singen, wie mühsam es ist, im Angesicht einer überbewerteten Landeswährung im Umfeld einer schwer angeschlagenen Wirtschaft die Preisstabilität zu gewährleisten und der Konjunktur Rechnung zu tragen.

Fazit: Die Austeritätspolitik war die falsche Reaktion auf die Euro-Krise. Interessant ist ferner, zu beobachten, wie eine Art Gesinnungswandel stattfindet. Die EU-Kommission hat bisher die Ansicht vertreten,  dass die Erfolge im Aussenhandel nicht mit Preisen, sondern nur mit Produktivitätszuwächsen und der Qualität der Exportprodukte zu tun hat. Was unternimmt die EZB aber jetzt?


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