Christian Noyer, Chef der französischen Zentralbank hat heute laut Reuters gesagt, dass die Euro-Aufwertung die Deflation fördert und die
Niedriginflation in der Euro-Zone wahrscheinlich eine Zeitlang anhalten werde.
Noyer, der zugleich ein Mitglied
des EZB-Rates ist, erwartet nach eigenen Angaben keine Gefahr einer
Abwärtsspirale in Preisen oder Deflation. Aber die Euro-Stärke verschimmere das Problem der unangenehmen
niedrigen Inflation. Der Aufwertungseffekt der Einheitswährung sei ein
Machtfaktor in Bezug auf die Deflation.
Das ist eine bemerkenswerte Aussage.
Noyer stellt damit die gegenwärtig vorherrschende Politik der EU in Frage.
Brüssel und Berlin bestehen nämlich darauf, dass Frankreich über Lohnsenkung
seine Wettbewerbsfähigkeit verbessert.
Wenn aber alle Länder im
Euro-Raum dem deutschen Beispiel folgen würden, die Wettbewerbsfähigkeit mittels
„interne Abwertung“ wiederzubeleben, kann der Aussenwert des Euro nur steigen. Die
Euro-Aufwertung läuft aber allen Versuchen zuwider, Europas Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Ein starker Euro bedeutet (1) höhere
Löhne, z.B. ausgedrückt in US-Dollar. Und die deflationäre Entwicklung
schmälert (2) die zur Zeit ohnehin limitierte Wirksamkeit der europäischen Geldpolitik.
Als Konsequenz müsste die EZB die
Geldpolitik weiter lockern. Da die nominalen Zinsen bereits nahe null liegen (zero lower bound), ist nach unten kaum Spielraum
vorhanden.
Die EZB müsste eine unkonventionelle
Geldpolitik an den Tag legen, z.B. in Form von QE (quantitative easing). Dazu gibt es aber in der EU keinen Konsens. Erstens
ist die Deutsche Bundesbank dagegen. Zweitens ist die EZB wankelmutig.
Die Schweizerische Nationalbank
(SNB) könnte davon ein Lied singen, wie mühsam es ist, im Angesicht einer
überbewerteten Landeswährung im Umfeld einer schwer angeschlagenen Wirtschaft die
Preisstabilität zu gewährleisten und der Konjunktur Rechnung zu tragen.
Fazit: Die
Austeritätspolitik war die falsche Reaktion auf die Euro-Krise. Interessant ist
ferner, zu beobachten, wie eine Art Gesinnungswandel stattfindet. Die
EU-Kommission hat bisher die Ansicht vertreten, dass die Erfolge im Aussenhandel nicht mit
Preisen, sondern nur mit Produktivitätszuwächsen
und der Qualität der Exportprodukte zu tun hat. Was unternimmt die EZB aber
jetzt?
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