Dienstag, 27. Mai 2014

Europawahl und Nachfragedefizit

Es war im Grunde genommen nicht die Volkswirtschaftslehre, sondern die Politik, die versagt hat, auf die Krise angemessen zu reagieren. Die Politik hat sich nicht am VWL-Lehrbuch gehalten.

Die in Folge der Finanzkrise von 2008 erfolgte Rezession war durch ein Nachfragedefizit gekennzeichnet. Die Antwort darauf wäre ein Konjunkturprogramm (fiscal stimulus) gewesen.

Die Politik hat jedoch vorgeschlagen, die Gürtel enger zu schnallen. Dass es zu einem Nachfragedefizit gekommen ist, erkennt man daran, dass die nominalen Zinsen schnell auf der Null-Grenze (zero lower bound) aufgeprallt sind, praktisch in allen grossen Volkswirtschaften.

Die Politik hat später mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (d.h. QE: quantitative easing) befürwortet, um die Nachfragelücke zu schliessen. Finanzpolitischer Stimulus wäre das bessere Mittel gewesen.

Financial Times (FT), die britische Wirtschaftszeitung aus London legt heute in einem unauffälligen Leitartikel als Europawahl-Analyse für Frankreich nahe, dass der einzig gangbare Weg Steuersenkungen und Staatsausgabenkürzungen ist, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sicherzustellen.

Kevin O’Rourke kann seinen Augen nicht trauen: Sagt die FT nun wirklich, dass der Multiplikatoreffekt (balanced budget multiplier) auf keynesianische kurze Sicht, in der wir uns heute befinden, negativ ist? Kann es sein? 

Oder ist etwa der Ausgabenmultiplikator negativ? Leugnet die FT m.a.W., dass eine mangelhafte Nachfrage der wesentliche Faktor ist, der das Wachstum bremst und Investitionen hemmt?

Behauptet die FT etwa, dass die Wähler von FN bei einem solchen Programm zu Sozialisten und UMP überlaufen würden?


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