Es war im Grunde genommen nicht
die Volkswirtschaftslehre, sondern die Politik, die versagt hat, auf die Krise
angemessen zu reagieren. Die Politik hat sich nicht am VWL-Lehrbuch gehalten.
Die in Folge der Finanzkrise von
2008 erfolgte Rezession war durch ein Nachfragedefizit gekennzeichnet. Die Antwort
darauf wäre ein Konjunkturprogramm (fiscal
stimulus) gewesen.
Die Politik hat jedoch vorgeschlagen,
die Gürtel enger zu schnallen. Dass es zu einem Nachfragedefizit gekommen ist, erkennt man daran, dass die nominalen Zinsen
schnell auf der Null-Grenze (zero lower
bound) aufgeprallt sind, praktisch in allen grossen Volkswirtschaften.
Die Politik hat später mengenmässige
Lockerung der Geldpolitik (d.h. QE: quantitative
easing) befürwortet, um die Nachfragelücke zu schliessen. Finanzpolitischer
Stimulus wäre das bessere Mittel gewesen.
Financial Times (FT), die britische Wirtschaftszeitung aus London legt
heute in einem unauffälligen Leitartikel als Europawahl-Analyse für Frankreich nahe, dass der einzig
gangbare Weg Steuersenkungen und Staatsausgabenkürzungen ist, um ein nachhaltiges
Wirtschaftswachstum sicherzustellen.
Kevin O’Rourke kann seinen Augen nicht trauen: Sagt die FT nun wirklich, dass der
Multiplikatoreffekt (balanced budget multiplier) auf keynesianische kurze Sicht, in der wir uns heute befinden,
negativ ist? Kann es sein?
Oder ist etwa der Ausgabenmultiplikator negativ?
Leugnet die FT m.a.W., dass eine mangelhafte Nachfrage der wesentliche Faktor ist, der
das Wachstum bremst und Investitionen hemmt?
Behauptet die FT etwa, dass die
Wähler von FN bei einem solchen Programm zu Sozialisten und UMP überlaufen
würden?
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