Freitag, 23. Mai 2014

Kreditgeberin in letzter Instanz (lender of last resort)

Die Fed hat am verhängnisvollen Lehman-Wochenende Mitte September 2008 u.a. aussergewöhnliche Massnahmen getroffen. Verschiedene Beamte unterstrichen, dass das Gesetz es aber nicht zulasse, dass die Fed Kredite an insolvente Institute verleiht.

Stephen G. Cecchetti und Kermit L. Schoenholz stellen vor diesem Hintergrund in einem lesenswerten Eintrag im Money & Banking Blog Überlegungen an, was es damit auf sich hat.

Sie erinnern daran, dass die Kreditvergabe durch die Zentralbank ein Grundsatz ist, der auf Walter Bagehot im 19. Jahrhundert zurückgeht. Es gilt, daher über das Ganze noch einmal nachzudenken.

Es gibt drei grosse Gründe, dass eine Zentralbank nicht ein bankrottes Institut nicht Kredit geben soll, betonen die Autoren:

(1) Die Zentralbank macht durch die sichere Kreditvergabe an eine insolvente Geschäftsbank die Anleihegläubiger nachrangig. Die Massnahme sorgt für Gewinner und Verlierer. In einer Demokratie stellen solche Entscheidungen i.d.R. das Privileg der gewählten Beamten dar, nicht der Notenbanker.



Fed Discount Window, Graph: Federal Reserve Bank of New York

(2) Die Kreditvergabe an ein insolventes Institut macht nicht einen Strich unter die Zerbrechlichkeit dieser Institution. Letztlich muss das Institut liquidiert oder erneut mit Kapital ausgestattet werden. Der Aufschub der Abwicklung wird i.d.R. teuer.

(3) Wenn Menschen feststellen, dass die Zentralbank bereit ist, an insolvente Banken Geld zu geben, und sie werden es herausfinden, dann wird jede Bank, die Geld bekommt, verdächtigt, in Konkurs zu stehen. Die daraus resultierende Stigmatisierung beeinträchtigt die nützliche Funktion des lender of last resort (Kreditgeberin in letzter Instanz).

Das eigentliche Problem im Jahr 2008 war, dass es kein resolution regime (Abwicklungsmechanismus) gab, welches es erlaubt hätte, dass grosse Finanz-Vermittler (intermediaries) scheitern würden, ohne das ganze Finanzsystem in Mitleidenschaft zu ziehen.

Das Dodd-FrankGesetz bietet heute einen solchen Auflösungsmechanismus. Es bleibt aber noch unerprobt.

Wichtig ist zudem, zu wissen, dass das Dodd-Frank Gesetz die vorgeschriebene Form der Empfänger für die Fed-Darlehen (discount loans) eingeschränkt hat, im Gegensatz zu dem breiten Spielraum, der von Bagehot vorgeschlagen worden war. Die discount window (Spitzenrefinanzierungsfazilität) via Fed gilt aber nur für die Banken. Andere Finanzinstitute müssen die Liquidität anderswo suchen, auch wenn sie zahlungsfähig sind.


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