Es war der Zusammenbruch der
Immobilienpreise in Kombination mit übermässiger Verschuldung der privaten
Haushalte, der die US-Wirtschaft 2008 hat ins Schleudern geraten lassen,
wodurch eine ausgewachsene Bankenkrise entstand und Amerika die schwerste
Rezession seit fast 80 Jahren erlebte.
Vor diesem Hintergrund fragt die New York Times in Room for Debate eine Reihe von renommierten Experten, ob die Bankenrettung
genug für die Realwirtschaft getan hat.
Es war der grösste politische
Fehler des Finanzministers Tim Geithner, die Immobilienkrise nicht angemessen
angepackt zu haben, bemerkt Amir Sufi
in seiner Antwort.
Geithner hätte eine Politik an
den Tag legen können, wo die Insolvenz-Richter im Rahmen des Konkursrechts (Chapter 13) die Abschreibung („mortgage cram down“) von
Hypothekenschulden hätten ermöglichen können.
Der damalige Chef des
US-Schatzamtes hätte ferner Eigenheimbesitzern erlauben können, sich mit
niedrigeren Zinsen zu refinanzieren. Das ist ausgeblieben, unterstreicht der an
der University of Chicago Booth
School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor.
Der Staat muss bei der
Stabilisierung des Finanzsystem während einer Bankenkrise eine aktive Rolle spielen.
Es führt aber zu unklugen Entscheidungen, wenn man das Augenmerk nur auf die
Rettung der Banken legt, so Sufi.
Der Wirtschaft wäre mehr geholfen
worden, wenn die Hypothekenschulden erlassen worden wären und die
Eigenheimbesitzer, die wegen Überschuldung unter Wasser standen, sich zu
niedrigeren Zinsen hätten refinanzieren können.
Mit Bankenrettung kann die
Wirtschaft nicht gerettet werden, wenn private Haushalte in einem Meer von
Schulden ertrinken. Das ist die schmerzhafte Lektion, die wir aus einer
gescheiterten Immobilien-Politik lernen, hält Sufi als Fazit fest.
In derselben Fragestunde bedauert
auch Anat Admati, dass die amerikanische
Regierung vielversprechende Ansätze wie z.B. Erstellen eines Prozesses, der die
Kreditgeber gezwungen hätte, die Hypotheken zu restrukturieren, und den
Nominalwert der Schulden oder Zinsen zu reduzieren, ignoriert hat.
Trotz der enormen Schäden der
Krise und der Versprechungen der grossen Reformen wurden die wesentlichen
Lehren nicht gelernt, betont die an der Stanford
University lehrende Wirtschaftsprofessorin.
Das Fortbestehen von riesigen,
komplexen und undurchsichtigen Institutionen (too big to fail) ist eine störende Erinnerung, die die politischen
Entscheidungsträger angehen müssen, um das rücksichtslose Finanzsystem zu
zähmen, so Admati als Schlussfolgerung.
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