Mittwoch, 21. Mai 2014

Bankenrettung und Wirtschaft

Es war der Zusammenbruch der Immobilienpreise in Kombination mit übermässiger Verschuldung der privaten Haushalte, der die US-Wirtschaft 2008 hat ins Schleudern geraten lassen, wodurch eine ausgewachsene Bankenkrise entstand und Amerika die schwerste Rezession seit fast 80 Jahren erlebte.

Vor diesem Hintergrund fragt die New York Times in Room for Debate eine Reihe von renommierten Experten, ob die Bankenrettung genug für die Realwirtschaft getan hat.

Es war der grösste politische Fehler des Finanzministers Tim Geithner, die Immobilienkrise nicht angemessen angepackt zu haben, bemerkt Amir Sufi in seiner Antwort.

Geithner hätte eine Politik an den Tag legen können, wo die Insolvenz-Richter im Rahmen des Konkursrechts (Chapter 13) die Abschreibung („mortgage cram down“) von Hypothekenschulden hätten ermöglichen können.

Der damalige Chef des US-Schatzamtes hätte ferner Eigenheimbesitzern erlauben können, sich mit niedrigeren Zinsen zu refinanzieren. Das ist ausgeblieben, unterstreicht der an der University of Chicago Booth School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor.

Der Staat muss bei der Stabilisierung des Finanzsystem während einer Bankenkrise eine aktive Rolle spielen. Es führt aber zu unklugen Entscheidungen, wenn man das Augenmerk nur auf die Rettung der Banken legt, so Sufi.

Der Wirtschaft wäre mehr geholfen worden, wenn die Hypothekenschulden erlassen worden wären und die Eigenheimbesitzer, die wegen Überschuldung unter Wasser standen, sich zu niedrigeren Zinsen hätten refinanzieren können.

Mit Bankenrettung kann die Wirtschaft nicht gerettet werden, wenn private Haushalte in einem Meer von Schulden ertrinken. Das ist die schmerzhafte Lektion, die wir aus einer gescheiterten Immobilien-Politik lernen, hält Sufi als Fazit fest.

In derselben Fragestunde bedauert auch Anat Admati, dass die amerikanische Regierung vielversprechende Ansätze wie z.B. Erstellen eines Prozesses, der die Kreditgeber gezwungen hätte, die Hypotheken zu restrukturieren, und den Nominalwert der Schulden oder Zinsen zu reduzieren, ignoriert hat.

Trotz der enormen Schäden der Krise und der Versprechungen der grossen Reformen wurden die wesentlichen Lehren nicht gelernt, betont die an der Stanford University lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Das Fortbestehen von riesigen, komplexen und undurchsichtigen Institutionen (too big to fail) ist eine störende Erinnerung, die die politischen Entscheidungsträger angehen müssen, um das rücksichtslose Finanzsystem zu zähmen, so Admati als Schlussfolgerung.


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