Mittwoch, 14. März 2012

Mikrofundierung in Makroökonomie

(Wonkish)

Die Debatte über das Thema microfoundations in der Blogsphäre setzt sich fort. Es handelt sich dabei um mikroökonomisch-fundierte Modelle (wie z.B. DSGE-Modell), die sich auf makroökonomische Modelle stützen.

Diskutiert wird zur Zeit v.a. über Vor- und Nachteile der „Mikrofundierung“ in der Makroökonomie, was in der Praxis bedeutet, Modelle zu entwickeln, welche das gesamtwirtschaftliche Verhalten von nutzenmaxierenden Individuen mit rationalen Erwartungen in Bezug auf die Handlungen rechtfertigen, erklärt Paul Krugman in seinem Blog.

Er überrasche jedoch mit seiner Beobachtung selbst New Keynesianer wie Simon Wren-Lewis unangenehm, dass der Kreuzzug für „Mikrofundierung“ nur einen einzigen Erfolg hatte: die Vorhersage der Stagflation nach einem längeren Zeitraum der hohen Inflation. Und dieser Erfolg ist mittlerweile 35 Jahre alt.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises steht zu dieser Aussage, wie er hervorhebt. Was Krugman damit zum Ausdruck bringen will, ist, dass es nicht unbedingt eine Zeitverschwendung ist, mikrofundierte Modelle aufzubauen und auszuarbeiten. Im Gegenteil: Es kann eine sehr nützliche Übung sein, Ideen in einem mikrofundierten Modell einzubetten, nicht weil microfounded model richtig ist oder sogar besser als ein ad hoc model. Aber weil es einen dazu veranlasst, über die Annahmen, die man dabei trifft, härter nachzudenken und die Übung führt manchmal zu einem klareren Denken.

In der Tat basieren Krugmans Aussagen auf seine persönlichen Erfahrungen. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor unterstreicht, dass er zunächst davon überzeugt gewesen sei, dass die Liquiditätsfalle falsch sei, bis er ein Miniatur-NK Modell (mehr dazu hier) gebaut und gesehen habe, dass es Sinn macht. Auch sein Modell in Sachen Schuldenabbau (deleveraging) beruht auf NK Modellierung, um die Dinge klar zu stellen.

Was wir aber bisher in der akademischen Ökonomie tatsächlich sehen, ist die Entwicklung eines Ethos, wonach nur mikrofundierte Modelle als „echte“ Theorie gelten, wo im Grunde genommen unmöglich ist, ein Papier zu veröffentlichen, es sei denn, es hat mit der intertemporalen Optimierung zu tun, argumentiert Krugman.

Das ist die Art von Dominanz, wonach eine Theorie nur dann eine Berechtigung hätte, wenn sie dramatisch bessere Vorhersagen produzieren würde als die Theorie, die sie verdrängt hat. Das ist aber nicht der Fall. Es gab nur einen einzigen signifikanten prädiktiven Erfolg dieser Art von microfoundations. Und es ist vor einer sehr langen Zeit passiert.

Simon Wren-Lewis ist offenbar mit Krugman nicht einverstanden. Robert Waldmann findet hingegen Wren-Lewis Beispiele sehr dünn. Der Rohstoffpreis-Schock hat nicht zu einem breiten Anstieg der Inflation geführt. Viele Menschen hatten es aber vorhergesagt, ohne auf die Mikrofundierung Bezug zu nehmen, weil sie einfach beobachtet hatten, dass die Tarifverträge nicht mehr indexiert sind und der Anteil des Öl am BIP niedriger ist als in den 1970er Jahren.

Fazit: Was wir sehen, ist, dass die Makro mehr oder weniger von einem Ansatz vollständig übernommen wurde, welcher es nicht im Entferntesten verdient, über eine derartige Dominanz zu verfügen.

PS: Krugman hatte bereits 1998 in einem Papier („Japan’s Trap“) hervorgehoben, dass es, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, keine Rolle spielt, wieviel Geld die Zentralbank druckt. Es sei denn, eine höhere Inflation wird glaubwürdig in Aussicht gestellt.

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