Montag, 12. März 2012

Griechenland: Welche Lehre ist daraus zu ziehen?

Griechenland hat nun im Hinblick auf seine Schulden für private Gläubiger offiziell Zahlungsunfähigkeit (default) erklärt. Es war ein „geordneter“ Zahlungsausfall (orderly default), einfach nur ausgehandelt, anstatt nur angekündigt. Dennoch ist die Geschichte noch lange nicht vorbei, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („What Greece Means“) in NYT.

Selbst mit diesem Schuldenerlass scheint Griechenland wie andere europäische Länder gezwungen, auf viele weitere Jahre des Leidens in einer angeschlagenen Wirtschaft (depressed economy) Sparmassnahmen zu verhängen, schildert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).

Und das ist die Geschichte, die erzählt werden muss. In den vergangenen zwei Jahren wurde die griechische Geschichte, wie in einer Forschungsarbeit hervorgehoben wird, als eine Parabel über die Risiken der fiskalischen Verschwendung (fiscal profligacy) ausgedeutet. Es vergeht kein Tag, ohne das ein Politiker oder Experte intoniert, mit der Miene eines Mannes von grosser Weisheit vermittelnd, dass wir Staatsausgaben sofort kürzen müssen oder wir uns in Griechenland verwandelt finden würden.

Was aber die griechische Erfahrung eigentlich zeigt, ist, dass der Versuch, das Haushaltsdefizit abzubauen, während die Wirtschaft bereits in Schwierigkeiten steckt, ein Rezept für Depression ist.

In diesen Tagen sind Sparkurs-induzierte Depressionen rund um Europas Peripherie sichtbar. Griechenland ist der schlimmste Fall, mit Arbeitslosigkeit, die auf 20% klettert ist. Aber auch Irland, Portugal und Spanien sind in ähnlicher Weise in arger Not, legt Krugman dar.

Dies war nicht, was hätte geschehen sollen. Vor zwei Jahren, als viele politische Entscheidungsträger und Experten begannen, das Augenmerk weg von Stimulus (Konjunkturpaket) nach Austerity (Sparmassnahmen) zu richten, versprachen sie grosse Gewinne im Gegenzug für die Schmerzen.

Man mag sich fragen, welche Alternative Länder wie Griechenland und Irland hätten, und die Antwort ist, dass sie keine gute Alternative hatten und haben, ausser Euro-Austritt, was ein extremer Schritt ist. Das ist aber laut Krugman, wohin sich Griechenland zur Zeit bewegt.

Amerika hat aber tatsächlich eine Alternative. „Wir haben unsere eigene Währung, und wir können langfristige Kredite aufnehmen, und zwar zu historisch niedrigen Zinsen, sodass wir nicht in eine Abwärtsspirale der Sparmassnahmen und der schrumpfenden Wirtschaft geraten müssen“, so der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Es ist nun Zeit, damit aufzuhören, Griechenland als warnendes Beispiel über die Gefahren von Haushaltsdefiziten, ins Feld zu führen. Von einem amerikanischen Standpunkt aus sollte Griechenland stattdessen als warnendes Beispiel für die Gefahren des Versuchs, Defizite zu schnell abzubauen, betrachtet werden, während die Wirtschaft immer noch tief deprimiert ist. Und ja, trotz einiger besseren Nachrichten ist die amerikanische Wirtschaft derzeit noch immer tief deprimiert.

Die Wahrheit ist, dass, wenn Sie wissen möchten, wer versucht, Amerika in Griechenland zu verwandeln, es nicht diejenigen sind, die nach mehr Konjunktur Massnahmen für die immer noch angeschlagene Wirtschaft verlangen, sondern diejenigen, die fordern, dass wir einen Sparkurs im griechischen Sti emulieren sollen, auch wenn wir nicht Einschränkungen in Sachen Kreditaufnahme im griechischen Stil gegenüber stehen, und damit in eine Depression im griechischen Stil stürzen, fasst Krugman zusammen.

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