Mittwoch, 7. März 2012

Gibt es eine Zukunft ohne Schulden?

Wenn es keine Schulden gibt, gibt es auch keine Ersparnisse. Und wenn es keine Ersparnisse gibt, gibt es auch keine Investitionen, schreibt Heiner Flassbeck (h/t to NachDenkSeiten) in einem lesenswerten kurzen Essay („Die Zukunft der Schulden“).

Der Chefökonom der UN-Handelsorganisation (UNCTAD) in Genf befasst sich mit der Verschuldungskritik, die praktisch im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte über die Ursachen der Euro-Krise in Deutschland steht. Flassbeck veranschaulicht vor diesem Hintergrund den Link zwischen Sparen und Investieren.

Sparen fördert das Investieren nicht. Ganz im Gegenteil: Sparen behindert es sogar, schreibt der ehemalige Staatssekretär im Finanzministerium in seinem aktuellen Buch „Zehn Mythen der Krise“.

„Jeder Euro, der nicht von den Konsumenten an die Unternehmen zurückfliesst, stellt für Letztere einen Verlust dar“. Der Wunsch der privaten Haushalte, Ersparnisse zu bilden, steht m.a.W. dem Versuch der Unternehmen, erfolgreich zu investieren, diametral entgegen. Denn ein Anstieg der Ersparnisse der privaten Haushalte bedeutet unmittelbar weniger Nachfrage für Unternehmen.

Wie löst sich aber die Paradoxie auf? Stichwort heisst „Papiergeld“.

Papiergeld schafft sozusagen „Ersatzersparnisse“, schildert Flassbeck. Das von Notenbanken aus dem Nichts geschaffene Papiergeld (m.a.W. Fiatgeld) wird zu einem niedrigen Zins den Banken und Investoren zur Verfügung gestellt, um die dem System inhärente deflationäre Tendenz zu überwinden. Die Erfahrung aus der Grossen Depression (1930er Jahre) legt nahe, wie verheerend die menschlichen und wirtschaftlichen Kosten zu stehen kommen können, wenn die Möglichkeit, die Geldpolitik zur Bekämpfung von Rezessionen einzusetzen, von Anfang an untersagt wird.

Im Goldstandard gäbe es diese Möglichkeit nicht, weil der Notenbank die Hände gebunden wären, zu intervenieren, um die Investitionen, die für die Zukunftssicherung notwendig sind, zu fördern.

Wenn die privaten Haushalte und Unternehmen die Wachstumsdynamik in einer Liquiditätsfalle nicht umsetzen können, muss der Staat die Aufgabe übernehmen, um in einem depressiven Umfeld der Wirtschaft die Dynamik auf der Angebots- und Nachfrageseite am Laufen zu halten.

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