Montag, 19. März 2012

Geld- und fiskalpolitische Lücke

Die schwache Performance der Wirtschaft in den vergangenen Jahren lässt sich an der wachsenden Lücke zwischen dem realen BIP-Wachstum und dem langfristigen Potenzialwachstum der Wirtschaftsleistung ablesen.

Die Fed versucht mit der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik, die Wirtschaft über fallende Nominalzinsen anzukurbeln.

Mark Thoma befasst sich in seinem Blog mit der Frage, in wiefern der gegenwärtige Abschwung der Wirtschaft temporäre zyklische Schwankungen darstellt und wie viel davon eine dauerhafte Senkung der Produktionslesitung (productive capacity) bedeutet.

Wenn der Abschwung zumeist temporärer Natur ist, dann dürfte die Wirtschaft wieder auf den alten Wachstumspfand (output trend line) zurückkommen.

Es würde wie folgt aussehen:


Produktionslücke (output gap), Graph: Prof. Mark Thoma

Wenn aber der Abschwung zum grössten Teil dauerhaft sein sollte, d.h. der Trend auf einen niedriegeren Wert gefallen wäre, und dort verbleiben würde, dürfte es folgendermassen aussehen:


Produktionslücke (output gap), Graph: Prof. Mark Thoma

Im ersten Fall ist eine höchst stimulierende Wirtschaftspolitik angemessen, zu helfen, damit die Wirtschaft so schnell wie möglich auf den langfristigen Trend zurückkommt. Es gibt jedoch noch viel an Boden zu gewinnen und die Politik kann dabei helfen, hebt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Aber im zweiten Fall ist die Wirtschaft bereits in den meisten Zeitpunkten auf den langfristigen Trend zurück oder annähernd so weit und es gibt keine Notwendigkeit für die politischen Entscheidungsträger, überhaupt noch etwas zu tun. Das ist zumindest das, was uns die Politiker sagen, unterstreicht Thoma.

Was Thoma dabei vermisst, ist, dass die AS-Schocks (Angebot) sich dauerhaft oder vorübergehend erweisen können und dies für einige Leute verwirrend sein kann. 

Wenn es zum Beispiel einen grossen AD-Schock (Nachfrage) in Form einer Änderung der Präferenzen gibt und sagen wir, dass die Menschen das Gut A, weil es aus der Mode gekommen ist, nicht mehr mögen und sich nun zu Gunsten des Gutes B entscheiden, dann wird es in der Industrie A eine hohe Arbeitslosigkeit geben und in der Industrie B einen Nachfrageüberhang nach Arbeitskräften und anderen Ressourcen. Weil Arbeiter und Ressourcen die Industrie A verlassen werden, wird die Produktionsleistung (productive capacity) fallen und niedrig verlaufen, bis die Arbeitskräfte  und andere Ressourcen schliesslich ihren Weg in die Industrie B finden. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird die Produktionsleistung dorthin zurückkommen, wo sie vorher gewesen ist oder vielleicht sogar etwas höher gehen. Es gibt daher laut Thoma einen kurzfristigen Zyklus in der Produktionsleistung (Leistungsfähigkeit), welche den Konjunkturzyklus widerspiegelt.

Selbst ein AD-Schock in der Art eines standardmässigen Konjunkturzyklus drückt die Produktionsleistung und erzeugt ähnliche Wirkungen. Wenn z.B. die Zinsen steigen, Steuern erhöht werden, die Staatsausgaben gekürzt werden, Investitionen fallen würden, würde auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zurückgehen. Wenn also die Unternehmen folglich die Menschen entlassen, und das Equipment leerlaufen lassen, würde die Produktionsleistung fallen.

Die Leistungsfähigkeit kann aber wieder angekurbelt werden, wenn die Wirtschaft sich erholt. Aber es nimmt Zeit in Anspruch, Arbeitskräfte wieder einzustellen und das Equipment aus der Mottenkiste zurückzuholen. In der Zwischenzeit sinkt die natürliche Rate der Produktionsleistung und genau so wie bei einer Veränderung der Präferenz zwischen dem Gut A und dem Gut B, kann ein negativer gesamtwirtschaftlicher Nachfrageschock „frictions“ auf der Angebotsseite auslösen, was zu einem temporären Anstieg der natürlichen Rate der Arbeitslosigkeit führt. Es gibt aber viele andere Möglichkeiten, dass dies auch passieren kann, legt Thoma dar.

Der Punkt ist, dass es kurzfristig zyklische AS-Effekte geben kann und dies nicht zu berücksichtigen, zu wirtschaftspolitischen Fehlentscheiden führen kann.


Produktionslücke (output gap), Graph: Prof. Mark Thoma

In der Tat gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass die Produktionsleistung nicht auf ihren langfristigen Trend genauso schnell oder sogar schneller als die Produktion (output) zurückkehren kann. Wenn ja, dann wäre es ein Fehler, es so zu tun, wie viele Leute es heute tun, die die kurzfristige Produktionskapazität (die blaue Kurve) als ein Hemmnis für die Politik betrachten, und daraus schliessen, dass die Produktionslücke (output gap) klein sei und es daher nicht mehr viel zu tun gäbe.

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