Donnerstag, 29. März 2012

Spanien trifft im Teufelskreis auf Griechenland


„Die Euro-Krise wird in Spanien entschieden“, schreibt Wolfgang Münchau in einem lesenswerten Artikel in Der Spiegel.

Griechenland hat mit dem Haushalt geschummelt und sich den Bankrott eingeholt. Spanien hingegen hat mit einer „unverantwortlichen Haushaltspolitik“ nichts zu tun. Und Madrid hat im Gegensatz zu Berlin „nie den Stabilitätspakt gebrochen“, hebt Münchau hervor. In der Tat hat Spanien sogar noch geringere Staatsschulden als Deutschland. Deutschland hat das gemeinsam festgelegte Inflationsziel jahrelang durch Lohndumping unterlaufen.

Die deutsche Boulevard-Presse und einige Politiker waren über Griechenland hergefallen. In Sachen Spanien hört man aus Brüssel, dass die „EU Spanien dazu drängt, einen Kredit unter dem neuen ESM aufzunehmen“, wie der Autor des lesenswerten Buches Makro Strategien festhält.

„Spanien braucht mind. 100 Mrd. Euro, um seine maroden Banken zu sanieren“. Die Banken aus Deutschland, den Niederlanden und Finnland hatten die Erlöse aus dem Handelsbilanzüberschuss jahrelang  im Süden angelegt und die Blase an den Immobilienmärkten direkt und indirekt finanziert. Und „die spanischen Banken und Bausparkassen sind in diesem Prozess enorme Risiken eingegangen“, erklärt Münchau.

In Spanien zeichnet sich nun eine Depression ab. Und die erzwungene Haushaltskonsolidierung schiebt das Land in einen der klassischen ökonomischen Teufelskreise. Private Haushalte, Unternehmen und Banken sind hoch verschuldet. Wenn auch der Staat zugleich sparen muss, wo soll das Wachstum herkommen?

Wenn der neue Schutzmechanismus in der Eurozone nun wie die Europäische Kommission und die OECD vorschlagen, verdoppelt werden soll, ergibt sich daraus, wenn man auch die Beiträge des IWF mitrechnet, eine Summe von 1‘500 Mrd. Euro.

Bei einer solchen Grössenordnung kann man laut Münchau nicht mehr von einem klassischen Rettungsprogramm reden, sondern von einer Vergemeinschaftung der Schulden. Das heisst: eine gemeinsame Haftung für die Schulden in der Euro-Zone.

Dies würde am Ende (1) die Einführung von Euro-Bonds durch die Hintertür bedeuten und (2) unterstreichen, dass „der von Deutschland durchgeboxte Fiskalpakt„ die Rezession verschlimmert, und damit "genau das Gegenteil des beabsichtigten Effekts erreicht".

PS:

Auch Adam Posen schlägt in einem gestern gehaltenen Vortrag („Why is their recovery better than ours?“. Even though neither is good enough“) in dieselbe Kerbe. Der amerikanische Ökonom im Dienste der britischen Zentralbank (BoE) beschäftigt sich mit der Frage, warum die wirtschaftliche Entwicklung in Grossbritannien hinter der amerikanischen verbleibt. Das Ergebnis seiner umsichtigen und sorgfältigen Analyse lautet:“ it’s the austerity, stupid!“.

1 Kommentar:

SozialdemokratengegendenFiskalpakt hat gesagt…

http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/7324/die-wahre-bombe-liegt-in-spanien/

"Bundeskanzlerin Merkel und ihre Kollegen sind offenbar gewillt, ein empirisches Experiment durchzuführen: Was geschieht, wenn ein Land mit einer maroden Bankenlandschaft und einem überschuldeten Privatsektor, der mitten in einem mehrjährigen Deleveraging-Prozess steckt, in eine Depression gedrückt wird? Wir werden es sehen. Es wird brutal werden."

www.facebook.com/Fiskalpakt