Der plötzliche Anstieg der Immobilienpreise lässt ahnen, dass die Psychologie des Marktes sich erheblich gewandelt hat, schreibt Robert Shiller in einem Essay in The New York Times. „Was sollen wir in den nächsten Monaten erwarten? Nicht unbedingt, dass wir einen neuen Boom am Wohnungsmarkt erleben“, so Shiller. Zu einem grossen Teil hänge das davon ab, was die Käufer von Eigenheimen denken. Einige Hinweise lassen sich in den jährlichen Umfragen, die Karl Case und Shiller selbst duchführen, finden. Die diesjährige Umfrage decke sich laut Shiller gut mit der Erholung der Immobilienpreise, der stärksten Richtungsveränderung, „die wir je erlebt haben“, erklärt Shiller. Die Daten zeigen, dass der S&P/Case-Shiller Composite Home Preis Index für die USA zwischen April und Juli um 3,6% gestiegen ist. Es ist kein beachtlicher Anstieg, aber es folgt einem Rückgang von 4,8% im Vorjahreszeitraum zwischen Januar und April.
Shiller zeigt sich vom plötzlichen Schub überrascht, da er im Juni geschrieben hatte, dass die Hauspreise weiter sinken könnten. Der S&P/Case-Shiller Index ist seit drei Jahren jeden Monat gefallen. Was heisst das nun, werden die Hauspreise einfach weiter steigen? Die Antwort liefern die Umfrageergebnisse. Auf die Frage, „mit welcher jährlichen Wertsteigerung Ihrer Immobilie im Durchschnitt rechnen Sie für die kommenden 10 Jahre“, antworteten die Befragten (311): +11,2%. Die Median-Antwort lag bei 5%, was laut Shiller ebenfalls sehr hoch ist. Das klingt eher wie „Blasen-Denken“, erläutert Shiller. Für jemanden, der das Haus zu 90% mit geliehenem Geld kauft, bedeutet eine Aufwertung um 11,2% eine Goldgrube. Auf die Frage, „mit welcher Wertveränderung Ihres Hauses innert eines Jahres rechnen Sie“, antworteten die Befragten mit: +2,3%. Vor einem Jahr lautete die Erwartung auf Minus 0,4%. Das bedeutet eine dramatische Veränderung.
Fazit: Die Umfrageergebnisse lassen darauf schliessen, dass die Menschen denken, dass der Preisrückgang im Immobilienmarkt vorbei ist, und dass es keinen Grund mehr gibt, zu warten. Das führt zu Preisschwankungen. Professor Shiller zieht daraus den Schluss, dass die extreme Preisvolatilität (die Höhen und Tiefen des Wohnungsmarktes) viele Amerikaner zu Spekulanten gemacht hat.
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