Der Goldpreis steigt und steigt. Das Edelmetall, das als schwankungsanfällige Investition berüchtigt ist, erreichte diese Woche mit 1'058 Dollar je Unze ein neues Rekordhoch. Der auffälligste Grund für den Anstieg des Goldpreises war bisher die Dollar-Schwäche. Langfristig verlaufen nämlich $-Wechselkurs und der Goldpreis gegenläufig (negative Korrelation). Was treibt aber den Preis sonst? Die Industrienachfrage ist zur Zeit sicherlich depressiv. Auch die Nachfrage im Schmucksektor bleibt wegen des tiefen Abschwungs weltweit gedämpft. Während die physische Nachfrage nach Gold in zweistelligen Jahresraten fällt, steigt die Investmentnachfrage. Die Rede ist hauptsächlich von börsengehandelten Produkten (z.B. Zertifikate), die den physischen Goldbesitz verbriefen. Izabella Kaminska von FT Alphaville macht in diesem Zusammenhang auf ein Research Paper aufmerksam, in welchem aufgezeigt wird, wie ein solides Konzept v.a. wieder einmal wegen Gier in der Finanzbranche verbastardiert wird.
Gold, Graph: FT, Oct 8, 2009
ETFs starteten als eine einfache und gute Idee, die für die Anleger günstig und leicht zu verstehen waren, zu erschwinglichen Preisen. Dann hat sich aber das Blatt im Finanzsektor, der mit soliden, jedoch niedrigen Erträgen von ETFs unzufrieden war, gewendet. Die jährlichen Verwaltungsgebühren und Kommissionen waren am Anfang niedrig, deswegen fair, gesetzt, um die Produkte für Anleger attraktiv zu machen. Es erwies sich jedoch mit der Zeit schwierig, die Einnahmen für die Verwaltung, bzw. die Manager des Fonds zu steigern. Die Banken mögen keine ständig wiederkehrenden niedrigen Einnahmen aus Produkten mit geringem Risiko, weil sie den Hals nicht voll kriegen. Einige begannen daher, mit einer viel höheren Gebührenbasis Derivate und andere undurchsichtige Finanzinstrumente einzusetzen, um eine Wertsteigerung zu erreichen, die zweimal so gross ist wie der Preis der zugrundeliegenden Rohstoffe wie z.B. Gold. So wurde möglich, das Volumen des Handels und die Gebühren, die das Management einkassiert, zu erhöhen. Die nächste Phase ähnelt eigentlich dem Verlaufmuster von Asset Backed Mortgage Securities. Warum nicht einen Gold-ETF kreieren, der nicht mit Gold gedeckt ist, sondern mit Goldminenaktien, die grosse Preisunterschiede aufweisen und deshalb durch Derivate und Hedging geglättet werden können. Die Fähigkeit, mit vielen verschiedenen Arten von Papieren weltweit zu spielen, generiert noch mehr Aufträge und weil diese Produkte nun viel komplexer, aber immer noch sicher sind, springen auch mehr Management-Gebühren für die „Arbeit“ der Verbesserung von im Vergleich zu den zugrunde liegenden Rohstoffen relativen (auf und ab) Preisbewegungen, heraus. Die Würfel waren gefallen, notiert die zitierte Studie. Da das Geschäft so gut funktioniert und für Gold profitabel ist, warum es nicht für andere Rohstoffe wie z.B. Zucker, Kakao oder Kaffee anwenden? Warum nicht alles, was nicht niet- und nagelfest ist als Basis für ETFs nehmen? So haben sich die ETFs laut Studie wie ein Virus verbreitet. Es gibt sogar mittlerweile ETF auf mageres Schwein, auf welchen man einen OTC-Put kaufen kann. Die ETFs, die in Goldbarren investieren, werden auch ETPs genannt.
Das grösste Problem für die ETF-Anleger ist nun, die guten von den schlechten Fonds zu unterscheiden. Wenn der eine oder andere exotische ETF ausfällt, wird es kaum beachtet. Wenn aber in verschiedenen Sektoren ein paar mehr ausfallen, wird es nur noch darum gehen, alle in Hektik zu verkaufen. Die Anbieter werden dann die Rücknahme-Orders erfüllen müssen. Das wird zu einem lawinenartigen Preisverfall von physischem Gold führen. In dünnen Märkten wird es schwer, zu veräussern, was scharfe Preisrückgänge auslösen wird. Die spekulative Nachfrage sorgt dafür, dass das von SPDR gehaltene Gold in den vergangenen drei Tagen nach Angaben von Barclays Capital um 8,8 Tonnen gestiegen ist. Das ausstehende Volumen kletterte auf ein Rekordhoch von 1'754 Tonnen zu. Das entspricht etwa der Schmuck Nachfrage von 1'880 Tonnen.
Fazit: Gold-ETF, caveat emptor!
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