„Wann wird China endlich begreifen, dass es nicht für immer US-Dollar ansammeln kann?“, fragt Kenneth Rogoff in einem Essay in The Japan Times via Project Syndicate. Das Land hat bereits 2'000 Mrd. $. „Wollen die Chinesen wirklich auf 4'000 Mrd. Dollar in weiteren 5 bis 10 Jahren sitzen?“, gibt sich Rogoff erstaunt. „Sorgen sich die Chinesen nicht vor einer Wiederholung der Erfahrungen Europas aus den 1970er Jahren, während die US-Regierung heute auf die langfristigen Kosten der Rettungsaktionen starrt?“ Rogoff erinnert daran, dass während der 1950er und 1960er Jahren die Europäer einen grossen Vorrat an US-Schatzanleihen aufgebaut hatten, um das feste Wechselkursregime aufrechtzuerhalten, so wie China es heute tue. Leider sei die Kaufkraft des US-Dollars für die Europäer in den 1970er Jahren in Folge des Vietnamkriegs und des Anstiegs der Ölpreise geschrumpft und habe letztlich zu einem verhängnisvollen Anstieg der Inflation geführt.
Vielleicht sollte sich China keine Sorgen machen, zumal die G20 auf dem Gipfeltreffen in Pittsburgh beschlossen haben, die globalen Ungleichgewichte abzubauen. Dennoch rät Rogoff China, das Wachstumsmodell anzupassen, die Abhängigkeit vom Export zu verringern und eine auf den Binnenmarkt ausgerichtete Wirtschaftspolitik zu verfolgen. Der Wirtschaftsprofessor an der Harvard University bemerkt, dass die chinesische Führung deutlich erkannt habe, dass das Horten von US-T-Bills ein Problem sei. Andernfalls würden sie nach dem IWF öffentlich nicht rufen, um eine Alternative zum US-Dollar als internationale Währung voranzubringen. Eine Dollar-Krise stehe zwar nicht bevor, so Rogoff, aber es sei sicher ein grosses Risiko in den nächsten 5 bis 10 Jahren.
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