Im Gegensatz zu den Ansichten von Niall Ferguson in Telegraph, die wir in keiner Weise teilen, liefert Steven Roach in einem Essay in FT eine nüchterne Analyse der gegenwärtigen Krise. „Hoffnung scheint immer in einem von der Liquidität getriebenen Finanzmarkt ewig zu springen. Das ist auch heute der Fall im Folge der grössten Liquiditätszufuhr in der modernen Geschichte“, schreibt Roach. Leider komme mit der Hoffnung auch ein geschärfter Sinn für Kurzzeitgedächtsnisverlust zum Vorschein, so Chairman of Morgan Stanley Asia. Das heisst, dass die Anleger im breiten Konsens versagen, die härtesten Lehren aus der Grossen Krise und der Rezession 2008-09 zu erfassen. Das ist eine gefährliche Kombination für zunehmend seichte Finanzmärkte, erklärt Roach. Diese Krise hat in erster Linie mit der mangelnden Nachhaltigkeit der makroökonomischen Ungleichgewichte zwischen den Staaten zu tun, sowie mit den gravierenden Mängeln in Wirtschaftspolitik, regulatorischen Strukturen und Risikomanagement-Praktiken, welche die Welt an den Rand des Ruins geführt haben, ist Roach überzeugt.
Ein Jahr nach der beinahe Todes-Erfahrung der Welt gebe es jetzt eine breite Akzeptanz, dass es einen sicheren und gesunden Weg zu einem wirtschaftlichen Wachstum geben muss. Als jemand, der bereits im Jahre 2002 vor den Imperativen des globalen Gleichgewichts gewarnt hat, betrachte er jetzt mit Trost, wie die Behörden nun nach der Ära des Überschusses neidisch zurückblicken. Der Übergang von G7 zu G20-Architektur sei ein wichtiger Durchbruch, zumindest auf dem Papier, hebt Roach hervor. Es aktualisiere die Machtstruktur einer zunehmend globalisierten Welt und fordere eine grössere Wertschätzung der grenzüberschreitenden Spillover-Effekten zwischen den reichen, entwickelten und grossen und rasch wachsenden Volkswirtschaften der Entwicklungsländern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen