Nouriel Roubini nimmt Stellung zum aktuellen Thema “globale Ungleichgewichte”, die grob definiert die unterschiedliche Gewichtung der weltweit führenden Volkswirtschaften an Ersparnissen, Ausgaben und Verschuldung widerspiegeln. „Die Phrase globale Ungleichgewichte werde viel benutzt und wenig gehandelt“, so Roubini. Er erinnert daran, dass schon lange bevor die aktuelle Finanzkrise begann, führende Politiker versprochen hatten, eine Abhilfe dafür zu schaffen. Auf der IWF-Sitzung im Jahr 2007 einigten sich z.B. die Vertreter der Vereinigten Staaten und der EU, die wirtschaftlichen Anreize zu verändern, um mehr zu sparen und Ausgaben weniger zu fördern. Die Behörden aus China, Japan und Deutschland haben inzwischen zugesagt, Massnahmen zu treffen, den Verbrauch anzukurbeln. Am Ende des Tages sei aber laut Roubini nicht viel passiert und die Ungleichgewichte tragen dazu bei, dass die globale Wirtschaft in Richtung Abgrund vorangetrieben wird.
An den aktuellen Zahlen sei es nicht ohne weiteres offensichtlich, aber die Finanzkrise habe indes in der Tat zu einer erheblichen Verringerung der globalen Ungleichgewichte beigetragen. Die Verbraucher in den sog. „Defizit-Ländern“ wie den USA, GB, Spanien und den Ländern Osteuropas haben angefangen, mehr zu sparen und auf diese Weise das riesige Handelsbilanzdefizit abzubauen. Andererseits sorgen laut Roubini Fiskalstimulus-Massnahmen in den exportorientierten Volkswirtschaften wie China inzwischen dafür, dass die Inlandsnachfrage angekurbelt wird. Obwohl das exportorientierte Wachstumsmodell von der Krise durchgeschüttelt worden ist, tun sich viele Länder schwer, sich neu zu orientieren. Die jüngsten IWF-Schätzungen (Oktober 2009) gehen davon aus, dass die globalen Ungleichgewichte wieder grösser werden könnten. Sie dürften aber unter dem Höhepunkt von 2006 verharren. Der Wert der Ungleichgewichte in Dollar könnte aber sehr gross sein, warnt Roubini. So, wie wird aber das US-Handelsbilanzdefizit ausgeglichen?, fragt Roubini. Der IWF deutet darauf hin, dass die Überschüsse von Deutschland und Japan auch im Jahr 2010 im schrumpfenden Modus bleiben werden, während die Defizite von Kanada, Australien und von Schwellenändern wie Brasilien die Zunahme in China’s Überschuss wettmachen würden.
Fazit: Roubini vertritt die Ansicht, dass diese Ungleichgewichte schwerwiegende Fehlleitung von Kapital in die heimische Volkswirtschaft darstellen und das Risiko von zukünftigen Finanzkrisen und Spekulationsblasen erheblich erhöhen. Während die globalen Ungleichgewichte nicht die Ursache der derzeitigen Finanzkrise sind, ist Roubini überzeugt, Wirtschaftsprofessor an der Stern School of Business, New York University, dass die lasche Regulierung zu globalen Ungleichgewichten beigetragen hat und für die Finanzkrise verantwortlich ist. „Easy Money“ und tiefe langfristige Zinsen haben laut Roubini Anreize dafür geschaffen, in scheinbar sicheren High-Yield-Anlagen zu investieren. Ein geordneter Abbau der Ungleichgewichte könnten auf dem globalen Wirtschaftswachstum lasten, aber dieser ist von grundlegender Bedeutung, um ein nachhaltiges globales Wachstum zu erreichen.
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