Die jährliche Inflation im
Euro-Raum ist im Mai von 0,7% auf 0,5%
gesunken, wie eurostat
gesten gemeldet hat. Auch die Kerninflation (ohne die Preise von Energie,
Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak) hat sich von 1,0% im Vormonat auf 0,7%
abgeschwächt.
Der anhaltende Inflationsrückgang zwingt die EZB zum Handeln. Wesentliche Gründe
für den sinkenden Inflationstrend sind unterausgelastete Kapazitäten (output gap) und mangelhafte
gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
Weitere Gründe sind dogmatische Geldpolitik,
Austerität in Verbindung mit Lohnmoderation (internal devaluation), angebotsorientierte Wirtschaftspolitik statt
Nachfragepolitik, ein Bundesfinanzminister, der eine Inflationsrate nahe an 2%
als Zeichen für Instabilität und Inflation betrachtet.
Der disinflationäre Trend im
Euro-Raum, Graph: ZKB in DMO, June 3,
2014
Seitdem die grossen
Volkswirtschaften auf beiden Seiten des Atlantiks im Sog der Finanzkrise von
2008 an die Nullzinsgrenze (zero lower
bound) geraten sind, gelten die alten Regeln der Geldpolitik nicht mehr.
Die Arbeitslosigkeit verharrt auf
einem hohen Niveau und es gibt weder Konsum- noch Investitionstätigkeit. Der
deflationäre Bias in der Weltwirtschaft wurde vor allem wegen Erinnerungen an
Japan in den 1990er Jahren von allen Notenbanken wahrgenommen.
Die EZB verringert ihre Bilanzsumme und wundert sich, warum der EUR zur Stärke neigt,
Graph: Finanz und Wirtschaft
Auch die EZB hat wenn auch
zögerlich anerkannt, dass die Geldpolitik nicht mehr eingesetzt werden kann,
wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Denn die Deflation führt
zu niedrigeren Zinsen und zu einer erhöhten Geldnachfrage.
Mario Draghi, EZB-Präsident hat sogar eine forward guidance bekanntgegeben. Die EZB steht aber ständig unter
Druck der Vertreter der alten Schule der deutschen Notenbanker wie Jens
Weidmann, Otmar Issing und Jürgen Stark.
Stark, der frühere
EZB-Chefvolkswirt hat gestern in einem langen Artikel in der FAZ vor einer weiteren
Lockerung der Geldpolitik durch die EZB gewarnt. Der härteste aller harten Falken bemerkt, dass eine Inflationsrate von 0,7%
Preisstabilität bedeute.
Während alle Ökonomen mit einem
Anstrich Sinn entsetzt sind, dass der Euro-Raum in Deflation gerät, sind die orthodoxen Ökonomen überrascht, zu hören,
dass es ein Problem ist, beschreibt Paul
Krugman in seinem Blog zutreffend. Heiner Flassbeck nennt sie die Deflationsleugner.
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