Donnerstag, 12. Juni 2014

EZB, Banken und Negativzinsen

Die EZB hat am 5. Juni 2014 die Zinsen gesenkt, um Wirtschaftswachstum zu fördern und die Kreditvergabe durch die Banken an die Realwirtschaft anzukurbeln.

Neu gelten:
Satz für Spitzenrefinanzierung (lending rate): 0,40%
Satz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte (refi rate): 0,15%
Satz für Einlagefazilität (deposit rate): -0,10%

Vor allem der Negativzinssatz für die Einlagefazilität hat für viel Aufregung (*) gesorgt.

Die Banken, die bei der EZB zu 0,15% zeitlich befristet Gelder aufnehmen können, zahlen 0,10% darauf, wenn sie die Gelder wieder bei der EZB deponieren.

Das heisst: -0,15% Kreditzins plus 0,10% „Strafzins“ = -0,25%

Bisher galten:
Satz für Spitzenrefinanzierung (lending rate): 0,75%
Satz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte (refi rate): 0,25%
Satz für Einlagefazilität (deposit rate): 0%

Das heisst: -0,25% Kreditzins“ plus 0,0% für die Einlagen = -0,25%

Was hat sich für die Banken geändert? In beiden Fällen sehen die Banken Zinskosten in Höhe von 0,25% gegenüber.


Zinssätze der EZB, Graph: ECB in Monthly Bulletin, June 2014

Es ist richtig, dass es an Kreditvergabe an die Realwirtschaft mangelt. Aber es hat nicht mit Struktur der Banken zu tun. Es mangelt an Güternachfrage. Und das ist das Ergebnis der Austeritätspolitik der EU, die bisher im Grunde genommen auch von der EZB unterstützt wurde.

Wenn alle (private Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand) gleichzeitig auf die Sparpolitik setzen, führt die geringere gesamtwirtschaftliche Nachfrage (nach Waren) zu einem geringeren Kreditbedarf. Am Schluss geht es allen schlechter als zuvor.

Das ist das sog. von John Maynard Keynes erklärte Sparpardoxon („paradox of thrift“). Wenn in einer schweren Rezession alle sparen, sinkt die Nachfrage. Die Ausgaben des einen sind die Ausgaben des anderen. Wenn kein Investor die sich auftürmenden Ersparnisse aufnimmt und Kapitalstock verbessert, fallen die Zinsen.

(*) Es ist öfters von „Enteignung der Sparer“ die Rede, als ob es ein Recht auf positive Verzinsung gäbe. Das Einkommen aus der Arbeit ist für die meisten in Deutschland lebenden Personen viel wichtiger als das Einkommen aus Kapitalerträgen. Der Median-Haushalt in Deutschland ist also von dem Negativzins kaum betroffen.



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