Die Notenbankgeldmenge (monetary base) in den USA ist seit 2008
im Sog der mengenmässigen Geldpolitik (QE: quantitative easing) der Fed massiv
gestiegen. Es mag überraschen, dass die Inflation im gleichen Zeitraum deutlich
unter dem Zielwert (2%) der US-Notenbank verlaufen ist wie in der Abbildung auf
Seite 2 zu sehen ist.
Warum? Die Notenbankgeldmenge
(Geldbasis) besteht aus Giroguthaben der Banken bei der Fed und dem
Notenumlauf. Vereinfacht ausgedrückt betreffen die Noten im Umlauf den privaten
Sektor. Und die Reserven gehören Banken, die bei der Fed geparkt werden.
Vor diesem Hintergrund deutet David Andolfatto in seinem Blog auf eine aktuelle Studie über die Bankreserven hin. Die Grundaussage der Analyse lautet: Die
Banken verleihen keine Reserven.
Warum die Inflation nicht
angestiegen ist, hat damit zu tun, dass die Banken die von der Fed in den Markt
gepumpte Liquidität als Reserven halten. Das heisst, dass sie die
Überschussreserven statt als Kredit zu vergeben, bei der Fed zu einem Zinssatz
von 0,25% hinterlassen.
Der Notenumlauf ist zwar auch
gestiegen, aber nur bescheiden und mit einem stetigen Tempo. Für den Anstieg
der Notenbankgeldmenge ist also im Wesentlichen die Reserven der Banken bei der
Fed verantwortlich.
Notenbankgeldmenge (monetary base, Geldbasis), Graph: FRED Fed St. Louis
Die Inflationsangst beruht heute
auf der Frage, was wahrscheinlich passieren würde, wenn die Wirtschaft wieder auf
den normalen Pfad zurückkehrte. Die Banken würden früher oder später die
Überschussreserven einsetzen, um eine höhere Rendite zu erzielen, so die
Erwartungen. Was geschieht dann mit der Flutwelle an Geld, wenn sie in den
Umlauf kommt?
Paul Sheard, der Autor der zitierten Studie sagt, dass diese
Denkweise falsch ist. Die Geldpolitik mag schon zu Inflation führen. Das
geschieht aber nicht durch die
Kreditvergabe der Banken via Überschussreserven wie viele annehmen, so Sheard.
US allgemeine Inflation und
Kerninflation im Licht der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik, Graph: Prof. David Andolfatto
Die Fed kauft im Grunde genommen wie
eine Bank (oder verleiht) Wertpapiere, die sie durch die Ausgabe von niedrig
verzinslichen Verbindlichkeiten finanziert. Wenn die Fed auf dem offenen Markt
eine Anlage erwirbt, schreibt sie die Kaufsumme dem Konto der Bank digital
(d.h. elektronisch) gut, die die Anlage verkauft. Die Bank hat dann die
Möglichkeit, ihre Reserven (fürs Geld) einzulösen, wenn z.B. ihre Kunden nach
Geld (d.h. als Kredit) fragen.
Personen können bei Banken
regelmässig Geld ein- und auszahlen, wenn sie über ein Konto verfügen. Der
Netto Kapitalfluss von Auszahlungen minus was auf dem Konto verbleibt, bestimmt
schliesslich das Geld im Umlauf. Die Banken hingegen, wenn sie einen Kredit vergeben,
geben Sichteinlagen aus. Die Sichteinlagen, die zur Geldmenge (als Teil von M1)
gezählt werden, können als Zahlungsinstrument verwendet werden. Was damit
gemeint ist, dass das Geld in die Realwirtschaft durch die Bankkunden über die Barabhebung
gelangt. Es geschieht also nicht so, dass die Banken ihre Überschussreserven
ausleihen.
US-Notenbank – Passivseite der
Bilanz, Graph: Prof. David Andolfatto
Wie Andolfatto betont, sind es
nicht die Banken, sondern die Kunden der Banken, die bestimmen, wie viel
Bargeld aus den Reserven in den Umlauf gelangt bzw. als Kredit an die Realwirtschaft
fliesst.
Der entscheidende Punkt dabei
ist, dass die Kassenhaltung steigt, wenn die Inflationserwartungen nicht mehr
verankert sind, wenn also die Menschen mit einem wesentlichen Anstieg der
Inflationsrate rechnen. Das heisst, dass die Menschen tendenziell mehr Geld abheben.
Die Banken müssen dann ihre Reserven für Geld einlösen, um die steigende
Nachfrage ihrere Kunden zu befriedigen.
Die unkontrollierte Einlösung der
Bankreserven kann zu Inflation führen, v.a. wenn die Öffentlichkeit davon
ausgeht, dass die Notenbank keine Instrumente hat, um die Liquidität abzusaugen.
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