Sonntag, 22. Juni 2014

Will Janet Yellen eine höhere Inflationserwartung begünstigen?

Das Gebot der Stunde in letzter Zeit lautet für viele Experten, ob die Fed sechs Jahre nach dem Ausbruch der Krise mittlerweile bereit ist, die Ära der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) allmählich zu beenden.

Kann die Wirtschaft ohne Stimulus durch die US-Notenbank weiter wachsen oder nicht? Oder soll die Fed die Märkte weiter mit Liquidität (cheap money) versorgen?

Es kommt daher sehr darauf an, was Janet Yellen, die vor rund einem halben Jahr das Amt übernommen hat, als Fed-Chefin sagt, oder vielleicht nicht sagt. Yellen hat zwar seither viel gesagt, aber nichts Neues an Informationen geliefert. Die neue Vorsitzende der US-Notenbank macht aber auch keine Anstalten, in absehbarer Zeit auf die lockere Geldpolitik zu verzichten.

Auf der Pressekonferenz nach der FOMC-Sitzung am Mittwoch wurde die Frage gestellt, ob sie besorgt sei, dass die Inflation sich nun in Richtung Zielwert bewege. Yellen hat daraufhin den Anstieg der US-Verbraucherpreis als „noise“ bezeichnet.

Die Fed erwartet für 2014 eine Inflationsrate zwischen 1,5% und 1,7%, was nahe legt, dass die jüngsten Inflationssignale als „Ausrutscher“ oder „einmalige Angelegenheit“ (eben „noise“) angesehen werden und die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses ihre Inflationserwartungen deshalb nicht revidieren.

Yellen hat ausserdem hinzugefügt, dass sie kein trade-off zwischen den Zielsetzungen „Preisstabilität“ und „Vollbeschäftigung“ sehe. Beide erfordern dieselbe Massnahme: nämlich eine höchst akkommodierende Geldpolitik.



Kern PCE Preisindex, Graph: Morgan Stanley

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass es Fed-Präsidenten gibt, die die Ansicht vertreten, dass die Fed inflation target übeschiessen soll. Das sind z.B. Charles Evans, Chicago Fed und John Williams, San Francisco Fed.

Was das Inflation Target betrifft, setzt die Fed auf PCE Preisindex, also nicht auf CPI. Und die Tatsache ist, dass der PCE Preisindex stets niedriger ist als der PCI.



Media CPI und Trimmed Mean CPI, Graph: Morgan Stanley


In den vergangenen 20 Jahren lag der CPI um ca. 0,5% höher als der PCE Preisindex. Die Fed erwartet einen PCE-Preisindex in Höhe von 1,8% im nächsten Jahr. Das bedeutet, dass der CPI sich auf 2,3% belaufen würde.

Ein Anstieg des CPI auf 2,5% dürfte einige Marktteilnehmer u.U. veranlassen, davon auszugehen, dass die Fed ihr Inflationsziel überschiesst. Da der PCE Preisindex i.d.R. um 0,5% tiefer liegt, hätte die Fed aber selbst keinen Anlass, zu denken, dass sie das Inflationsziel übertrifft.

Fazit: Yellen scheint allem in allem nicht dazu bereit, die easy money-Politik überstürzt zu Ende zu bringen, bevor die Situation sich am Arbeitsmarkt entspannt hat.

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