Montag, 23. Juni 2014

Inflation-Hysterie grassiert wieder

Lauert die Inflation um die Ecke? Nachdem jüngsten moderaten Anstieg der Kerninflation in den USA sind einige Inflationsfalken wieder völlig aus dem Häuschen.

Tim Duy nennt es in seinem Blog Inflationshysterie, die in Wall Street herum greift. Die üblichen Verdäctigen malen sofort den Teufel an die Wand. Die Forderung lautet: Die Fed soll den geldpolitischen Kurs straffen. Die Zinsen müssen hoch.

Yanet Yellen blickt auf die Löhne, die sich nicht rühren und einfach festsitzen, ergänzt Paul Krugman in seinem Blog.

Krugman erinnert an Grossbritannien: Als die Inflation 2011eine stärker ausgeprägte Ausbuchtung als heute in den USA zeigte, verzichtete die britische Notenbank (BoE: Bank of England) darauf, die Zinsen zu erhöhen. Begründung: Die Löhne sind nicht gestiegen.



Allgemeine Inflation und Kerninflation in Grossbritannien, Graph: Prof. Paul Krugman

Es gab damals auch Aufschrei, dass das Land schreckliche Inflationsrisiken eingehe. Die BoE müsse die Zinsen erhöhen. Aber der Anstieg der Inflation stellte sich als Ausrutscher heraus. Die Lehre ist, dass die Inflation ohne stark steigende Kosten (z.B. Löhne) nicht entstehen kann.

Mark Thoma sagt, dass die Kosten viel kleiner sind, wenn die Fed das Inflationsziel überschiesst, als die Kosten der Arbeitslosigkeit. Die Fed dürfte daher noch zuwarten, bis es klare Anzeichen dafür gibt, dass wir gegen Kapazitätsengpässe laufen, erklärt der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Fed-Präsidentin Yellen hat also die Geschichte auf ihrer Seite: Sie kann sich auf die jüngste historische Parallele verlassen.

Ferner: Duy verweist mit Recht auf den engen Zusammenhang zwischen Inflation und Lohnstückkosten:



Inflation und Lohstückkosten in den USA, Graph: Prof. Tim Duy

Wer anhaltend hohe Inflation erwartet, sollte vorerst anhaltend hohe Lohnstückkosten sehen. Kurzum: Man soll sich nicht auf die Inflationszahlen festlegen, ohne die zugrunde liegende Dynamik der Löhne mitzuberücksichtigen. Denn die Daten werden nicht interessant, bevor die Löhne zu steigen beginnen.

Das ist im Übrigen ein sehr wichtiger Punkt, der v.a. in Europa unter den Teppich gekehrt wird, worauf Heiner Flassbeck in seinem Blog in den vergangenen Jahren mehrmals mit zahlreichen bemerkenswerten Abbildungen hingewiesen hat.

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