Sonntag, 8. Juni 2014

EZB zaubert aus dem Hut – Euro bleibt unbeeindruckt

Die EZB will Banken künftig langfristige und günstige Kredite geben. Die neue Form („funding for lending“) der unkonventionellen Geldpolitik der EZB heisst Targeted LTRO.

Das günstige Geld soll via Banken an die Realwirtschaft gelangen. Ausgeschlossen sind Hypotheken an private Haushalte und Kredite an den Finanzsektor. Die Summe beläuft sich auf 400 Mrd. Euro. Die Laufzeit beträgt vier Jahre. Der Zinssatz orientiert sich am Satz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte (refi satz) plus ein Aufschlag von 0,1%.

Die Banken dürfen das neue Instrument bis auf 7% ihres gesamten Lohnbuches (loan book) in Anspruch nehmen. Wie die Kontrolle erfolgen soll, dass die Banken die neue Liquidität nicht für z.B. carry trades verwenden, ist derzeit nicht bekannt.

Da die EZB zugleich ihre Inflationsprognosen nach unten korrigiert hat, ist anzunehmen, dass die EZB einen anhaltenden Rückgang der Inflation als ernsthafte Gefahr ansieht. Die EZB hat jedoch keine Bereitschaft signalisiert, gegebenenfalls auch eine QE-Politik (mengenmässige Lockerung) wie die Fed oder die SNB in Gebrauch zu nehmen.

Das ist wahrscheinlich der Grund, warum der Wechselkurs auf die neuen Massnahmen der EZB nicht reagiert hat. Zumal die EZB ihre Bilanzsumme seit geraumer Zeit verkleinert, nicht vergrössert.



Aufschlüsselung von TLTRO im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley

Das Team von Huw Van Steenis von Morgan Stanley schätzt, dass davon 155 Mrd. EUR auf die sog. GIIPS entfallen würde, einschliesslich von 54 Mrd. Euro auf Spanien und und 75 Mrd. EUR auf Italien.

Die Aufnahme in Spanien und Italien dürfte wesentlich sein. Die Tier 1 Banken würden vielleicht nicht viel Gebrauch davon machen. Aber die Tier 2 und 3 Banken würden voll ausschöpfen wollen.

Für kleine und mittelständische Unternehmen (SME) dürften sich die Refinanzierungskosten laut Schätzungen in Spanien um 30 bis 80 Basispunkte, und in Italien um 20 bis 40 Basispunkte verringern.



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