Montag, 9. Juni 2014

Das „wahre Hindernis“ zum Handeln in Sachen Klimaschutz

Es gibt drei Dinge, die wir über die von Menschen verursachte globale Erwärmung wissen sollten, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Interest, Ideology and Climate“) am Montag in NYTimes.

(1Die Folgen werden schrecklich sein, wenn wir nicht schnell Massnahmen zur Begrenzung von CO2-Emissionen treffen. (2In rein wirtschaftlicher Hinsicht sollten die erforderlichen Massnahmen nicht so schwer zu ergreifen sein: Emissionskontrollen, wenn sie richtig gemacht werden, würden vielleicht das Wirtschaftswachstum etwas verlangsamen, aber nicht viel. (3die politische Aktion ist dennoch sehr schwierig, erklärt Krugman.

Warum ist es aber so schwer, zu handeln? Hat es mit der Macht der eigennützigen Interessen zu tun? Krugman sagt, dass er sich mit der Frage seit langem beschäftige und zu einem überraschenden Schluss gekommen sei: Es geht im Wesentlichen nicht um eigennützige Interessen. Was rationale Massnahmen in Sachen Klimaschutz erschwere, sei etwas anderes: Eine giftige Mischung aus Ideologie und Anti-Intellektualismus.

Bevor Krugman diesen Aspekt weiter erläutert, erinnert er in Bezug auf die ökonomischen Aspekte, dass selbst halbwegs seriöse Studien über die wirtschaftlichen Auswirkungen der CO2-Reduzierung auf mässige Kosten hindeuten.

Würde aber der Umweltschutz nicht Kosten unter Umständen für andere Sektoren und Regionen verursachen? Ja, aber nicht so viel, wie man denke, legt Krugman dar. Warum gibt es aber einen solch intensiven Widerstand gegen die Klimapolitik?



Beschäftigung im Kohlebergbau (USA), Graph: Prof. Paul Krugman

Man denke über die globale Erwärmung nach, aus Sicht von jemandem, der Ayn Rand ernst nimmt, daran glaubend, dass die ungehinderte Ausübung von Eigeninteressen immer gut sei, und der Staat immer das Problem, nie die Lösung sei.

Hinzu kommt, dass einige Wissenschaftler erklären, dass die uneingeschränkte Verfolgung des Eigeninteresses die Welt zertöre und dass staatliche Interventionen die einzige Antwort sei. Das ist laut Krugman eine direkte Kampfansage an die libertäre Weltsicht.

Und die natürliche Reaktion ist Verweigerung – eine wütende Ablehnung. Man möchte bitte die Debatte über die Klimapolitik genau verfolgen: Man wird von der Gehässigkeit und der schieren Wut der Leugner erschlagen, so der am Graduierten-Zentrum der City University of New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die Tatsache, dass die Sorgen über Umwelt auf wissenschaftlichem Konsens beruht, macht die Dinge noch schlimmer. Rechtsaussen-Politiker mochten Wissenschaftler nie. Oder sie vertrauten ihnen niemals.

Das wahre Hindernis ist also, als wir versuchen, der globalen Erwärmung zu trotzen, ökonomische Ideologie, verstärkt durch die Feindseligkeit gegenüber Wissenschaft. In gewisser Weise macht es die Aufgabe leichter: Wir müssen in der Tat die Menschen nicht zwingen, grosse monetäre Verluste hinzunehmen. Aber wir müssen Hochmut und sture Ignoranz überwinden, was schwer zu überwinden ist, hält Krugman als Fazit fest.



Keine Kommentare: