Die nominalen Zinsen liegen bei fast null Prozent. Die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist schwach. Die Vergrösserung der Geldmenge
führt zu nichts. Weder Fisch noch Vogel. Die expansive Geldpolitik der EZB
funktioniert nicht.
Die EU-Peripherie ist dazu verdammt, Kosten und Preise
nach unten zu korrigieren, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Das
heisst deflationieren. Was die Situation aber verschlimmert, ist die
Niedriginflation. Die Inflation fällt im gesamten Euro-Raum, von 0,7% im April
nun auf 0,5% im Mai, wie eurostat
heute gemeldet hat.
Selbst wenn kein ausgewachsene Deflation vorliegt,
sorgen die fallenden Preise dafür, dass die reale Last der Schulden steigt
(debt deflation). Das ist wie ein Knüppel am Bein für den überschuldeten
Privatsektor.
Wie lässt sich aber der Deflationszyklus durchbrechen?
Nach dem Lehrbuch brauchen Staaten in einer solchen Situation eine Mischung aus
Inflation und Wirtschaftswachstum.
Wie soll die Wirtschaft aber im Euro-Raum wachsen,
wenn die öffentliche Hand die Ausgaben kürzt, die privaten Haushalte sparen und
die Unternehmen nicht investieren? Die Wirtschaft schrumpft und die
Steuereinnahmen der öffentlichen Hand sinken. Europa scheinen daher Jahre der
Deflation und Stagnation bevor zu stehen.
Die EZB unterbietet die Inflationsrate seit mehreren
Monaten. Wenn Mario Draghi es ernst meint, die Inflation wieder an den Zielwert
näher zu bringen, müsste er höhere Inflationserwartungen begünstigen.
Der EUR-Wechselkurs hat sich in den letzten zwei
Monaten etwas abgeschwächt. Dennoch notiert er höher als in den beiden
Vorjahren, Graph: ZKB in DMO, June
16, 2014
Hier erscheint ein schwacher Wechselkurs für den Euro
die einzige Möglichkeit zu sein, weil eine QE-Politik à la Fed oder BoE in
Europa nicht in Frage kommt und der Negativzinssatz für Einlagen der Banken bei
der EZB wegen des fragmentierten Finanzsystems im Euro-Raum nicht viel taugt.
Entscheidend ist die Ausdehnung der EZB-Bilanz, wenn
die Gemeinschaftswährung abgewertet werden soll, schreibt Barry Eichengreen in einem lesenswerten Artikel („Europe should take lessons from Japan“)
in F&W.
Ansonsten setzt sich die EU dem Vorwurf aus, eine sog.
„beggar-thy-neighbor Politik“ zu
betreiben, betont der an der University
of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.
Jährliche Inflation im Euro-Raum, Graph: eurostat
Denn während die Bemühungen, den Wechselkurs kleinzureden,
begleitet von einer tatsächlichen Bilanz-Expansion, für den Rest der Welt gut
sind, entfaltet eine verbale Intervention für die Abwertung der eigenen Währung
im Ausland nur negative Auswirkungen.
Die Bank of Japan (BoJ) hat mit dem Ankauf von
Wertschriften (QE-Politik) nicht nur die eigene Währung abwerten lassen,
sondern auch die Renditen der festverzinslichen Papiere in Japan nach unten
gedruckt, was japanische Investoren veranlasst hat, im Ausland nach höheren
Renditen Ausschau zu halten.
Die ausländischen Investitionen aus Japan waren
einer der Gründe, warum die Renditen der Staatsanleihen an der EU-Peripherie in
den vergangenen Monaten gesunken sind, unterstreicht Eichengreen weiter.
Ein schwächer Yen-Kurs kommt Europa nicht zugute, aber
Europa profitiert von fallenden Refinanzierungskosten. Damit Japan der EU nicht
vorwerfen kann, einen Abwertungswettlauf (competitive
devaluation) zu starten, kann die EU sich an Japans Politik orientieren, um
den Deflationszyklus endlich zu beenden.
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