Ist es soweit, von den expansiven geld- und fiskalpolitischen Massnahmen Abschied zu nehmen? Braucht die Konjunktur keine Stützung mehr? Sind Hoffnungen auf eine Bodenbildung realistisch? Kommt der Welthandel bald auf Touren? Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt in ihrem am Montag vorgelegten Jahresbericht davor, dass die Zentralbanken die Leitzinsen zu spät anheben könnten. Damit sprechen die Volkswirte der BIZ die im Markt gegenwärtig zunehmenden Besorgnisse an, dass die massiven Konjunkturmassnahmen zu einem kräftigen Anstieg der Inflation führen könnten.
Die anhaltende Kontraktion der Wirtschaftaktivitäten lässt jedoch zur Zeit keine Dringlichkeit der Exit-Thematik erkennen. Die Schrumpfung der aggregierten Nachfrage und die unausgelastete Kapazitätsnutzung dürften weiterhin auf der Konjunktur lasten. Das bedeutet, dass der Fall Disinflation wahrscheinlicher ist als Hyperinflation in den industrialisierten Ländern. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) beteiligt sich beispielsweise derzeit nicht an der Exit-Debatte. Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums der SNB vertrat am 18. Juni im Mediengespräch die Ansicht, dass die Zeit für eine Korrektur noch nicht gekommen ist. Eine weitere Lockerung der geldpolitischen Bedingungen sei aber ebenfalls nicht nötig. Deswegen hat die SNB auf ihrer Sitzung vor rund zwei Wochen beschlossen, ihre expansive Geldpolitik fortzusetzen, und die am 12. März eingeleiteten Massnahmen weiterzuführen.
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