Samstag, 11. Juli 2009

Alan Greenspan’s Geldpolitik

Alan Greenspan’s Zinspolitik ist immer noch in aller Munde. Hat der ehemalige Fed-Chef die Zinsen „zu lange“, „zu niedrig“ gehalten, und dadurch die gegenwärtige Krise angetrieben oder ausgelöst? Der Zielsatz fürs Tagesgeld lag schliesslich von Dezember 2001 bis September 2004 auf einem ultra-niedrigen Niveau. Mit der Frage befasst sich auch Brad DeLong in einem Essay („Sympathy for Greenspan“). „Man kann argumentieren, dass Greenspans Politik in den frühen 2000’s falsch war. Aber man kann nicht argumentieren, dass er die Zinsen aggressiv unter ihren natürlichen Niveau getrieben habe. Vielmehr lag Greenspans Fehler, wenn es ein Fehler war, darin, dass er es unterliess, den Markt zu überstimmen und die Zinsen aggressiv über ihren natürlichen Zinssatz zu drücken, was die 2001 einsetzende Rezession vertieft und verlängert hätte“, schreibt Staatssekretär im US-Finanzministerium unter Präsident Clinton.


Fed Funds Rate, Graph: Bloomberg.com

„Heute ist einer jener Tage, an denen ich nicht glaube, dass Greenspans Versäumnis, die Zinsen über den natürlichen Zinssatz anzuheben, und so eine hohe Arbeitslosigkeit zu erzeugen und das Wachstum der Hypotheken- und Finanzblase zu verhindern, ein Fehler war. Es waren eine Menge anderer Fehler, die in die Katastrophe geführt haben“, ergänzt der Professor für Ökonomie an der University of California bei Berkeley. Zu den schweren Fehlern zählen sicherlich: Die politisch motivierte Deregulierung der Märkte seit Beginn der 1980er Jahren, die Entstehung des Schatten Bankensystems, die Verstaatlichung von AIG usw. Kritisiert wird heute eigentlich nicht die Geldpolitik Greenspans per se, sondern sein blindes Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte des Markets, wie Heiner Flassbeck in seinem Buch „Gescheitert“ hervorhebt. Und die Bemühungen des ehemaligen Fed-Präsidenten, Wall Street vor schwerwiegenden Verlusten zu schützen („Greenspan Put“). Das hat alles im Grunde genommen mit der Zinspolitik nichts zu tun.

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